Ein Gefühl der Sicherheit

BERNKASTEL-KUES. Die Menschen werden immer älter. Dadurch steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Ihnen Rechnung zu tragen und ein Leben in Würde zu ermöglichen, ist ein Gebot der Menschlichkeit.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Trakt im zweiten Geschoss des Cusanus-Krankenhauses in Bernkastel-Kues nicht vom Rest des Gebäudes. Ein langer Gang, Ein- und Zwei-Bettzimmer, Aufenthaltsräume, Stationszimmer. Krankenschwestern betreuen Leute, die im Bett liegen oder im Aufenthaltsraum sitzen. Augenfälliger Unterschied: Bei den Betreuten handelt es sich ausnahmslos um ältere Menschen, die mehr oder weniger der Pflege bedürfen. Vor wenigen Monaten hat die CTT (Caritas Trägergesellschaft Trier) im Krankenhaus in Bernkastel-Kues eine Kurzzeitpflege eingerichtet.Der Hausarzt bleibt weiter zuständig

"Nachgedacht wurde darüber schon seit mehr als fünf Jahren", berichtet Irene Baranowsky, stellvertretende Krankenpflege-Direktorin des Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich, das aus den Kliniken in Bernkastel-Kues und Wittlich besteht. Damit werde der demografischen Entwicklung und der kürzeren Verweildauer der Patienten in den Krankenhäusern Rechnung getragen, sagt sie. Adressaten der Einrichtung sind aber nicht nur allein stehende Leute, die nach einem Klinikaufenthalt noch der Pflege bedürfen. Die Versorgung ist auch möglich, wenn die pflegenden Angehörigen in Urlaub fahren oder plötzlich ausfallen, bis ein Platz in einem Altenheim zur Verfügung steht, oder um einen Klinikaufenthalt zu vermeiden. Nicht unwichtig: Der Hausarzt bleibt während dieser Zeit zuständig. "Das Ziel der Pflege und Betreuung ist der Erhalt und die Aktivierung der Selbstständigkeit der Bewohner entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten, um ein Höchstmaß an Lebensqualität zu erreichen", heißt es in der Beschreibung der Einrichtung. "Es ist gut, dass es so etwas gibt", sagt Elfi Henkel. Der Gesundheitszustand ihrer Mutter, Theresia Bollig, habe sich in den 28 Tagen ihres Aufenthalts wesentlich verbessert. Elfi Henkel hatte währenddessen Zeit, die Wohnung ihrer Mutter auf deren nun eingeschränkte Fähigkeiten hin einzurichten. Kurzzeitpflege ist auch in vielen Altenheimen möglich. Das Krankenhaus will zu ihnen nicht in Konkurrenz treten. "Altenheime legen aber natürlich Wert auf eine langfristige Belegung", erläutert Irene Baranowsky. Die Kurzzeitpflege-Einrichtung im Krankenhaus könne auch kurzfristig reagieren.Fachkräfte bemühen sich um die Senioren

Der Aufenthalt ist auf 28 Tage begrenzt. So lange springen die Krankenkassen bei Menschen, die in eine der drei Pflegestufen eingegliedert sind, ein. Geht der Aufenthalt über diese Zeit hinaus, oder kommen Leute, die keinen Anspruch auf Pflegegeld haben, muss der eigene Geldbeutel herhalten. Die Preise sind allerdings sehr moderat: Sie liegen nur bei knapp 55 Euro pro Tag. Tagsüber sind mindestens zwei Pflegekräfte um die Senioren bemüht, nachts versieht eine Kraft den Dienst. "Das gibt ein Gefühl der Sicherheit", sagt Hiltrud Kolz vom Förderverein des Cusanus-Krankenhauses. Manche Leute wählen bewusst die Station im Krankenhaus. Sie wollen nicht ins Altenheim, weil sie glauben, dass sie nicht mehr rauskommen, weiß Hiltrud Kolz aus Gesprächen. Die Kurzzeitpflege trägt den Namen "St. Martha und Maria". "Das waren Frauen, die Jesus bei sich aufgenommen haben, ihm zu essen und zu trinken gaben und ihn seelisch unterstützen", erläutert Irene Baranowsky.

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