Ein Geschenk an die Stadt

TRABEN-TRARBACH. Susanne Pohler ist erstaunt. Nachdem die in Traben-Trarbach aufgewachsene Kunsthistorikerin pünktlich zur offiziellen Jubiläumsfeier der Doppelstadt am 26. März einen historischen Stadtführer herausgegeben hat (der TV berichtete), ist sie von einer Welle von Anfragen und Nachbestellungen überrollt worden.

"Ich hätte in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, dass das Buch solch eine große Nachfrage finden würde." Innerhalb von nur einer Woche war die erste Auflage von 500 Stück des von Susanne Pohler geschriebenen Stadtführers von Traben-Trarbach bis auf wenige Rest-Exemplare ausverkauft. "Ich selbst habe nur noch ein einziges Exemplar für mich", berichtet die 36-Jährige. Der unerwartete Erfolg des Buches freut Susanne Pohler nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihren Mitherausgeber, Heinz-Günther Böse. Für ihn ist der historische Bildband eine posthume Würdigung. Schließlich hatte sie ihrem im vergangenen Jahr gestorbenen väterlichen Freund vor dessen Tod versprochen, das gemeinsame Werk nach sieben Jahren gemeinsamer Arbeit fertig zu stellen. "Genau genommen geht die Geschichte des Buches bis in die 70er Jahre zurück", erzählt Susanne Pohler. Damals ist der Traben-Trarbacher Maler und Heimatforscher Ernst Havenstein von einem Fachverlag angesprochen worden. Havenstein hat sich daraufhin an Heinz-Günther Böse gewandt und den Historiker um Mithilfe gebeten. Doch das Projekt verlief im Sande, nachdem Havenstein aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit einstellen musste. 1994 wandte sich der gleiche Fachverlag wieder an Heinz-Günther Böse, der daraufhin seine ehemalige Schülerin Susanne Pohler um Mitarbeit bat. 2003 gefährdeten schließlich zwei tief greifende Einschnitte das Buchprojekt: Der Verlag musste Konkurs anmelden, und Heinz-Günther-Günther Böse starb plötzlich. Da Susanne Pohler ihrem Mentor die Fertigstellung versprochen hatte, fasste die 36-Jährige den Entschluss, das Buch im Selbstverlag herauszugeben. "Das war für mich doppelt schwierig", berichtet sie von den vielfältigen Problemen bei der Herausgabe des Bildbandes. "Ich habe in den vergangenen fünf Monaten gelernt, wie man ein Buch macht." Ob Verhandlungen mit Druckereien oder die Layout-Gestaltung - bis hin zum Vertrieb hat sie alles in Eigenregie gemanagt. "Es haben mir aber viele Leute geholfen", fügt die Autorin hinzu. Der eigentliche Vorteil dieses Vorgehens lag jedoch darin, dass sie in der Gestaltung des Buches frei war. "Eines unserer Ziele war, die Leute auf die architektonischen Besonderheiten vor ihrer Haustür aufmerksam zu machen", ergänzt die in Eisenach lebende Kunsthistorikerin. Schließlich hat Traben-Trarbach mehr zu bieten als die bekannten Jugendstil-Bauten. Dass neben Bruno Möhring auch zwei bekannte klassizistische Architekten aus Berlin in der Doppelstadt ihre baulichen Spuren hinterlassen haben, wissen nur die wenigsten. Neben dem hier tätigen Schinkel-Schüler August Strack ist Schinkel-Nachfolger Paul Spieker in Traben-Trarbach geboren worden. Vor diesem Hintergrund wolle sie den Bildband keineswegs lediglich im Zusammenhang mit der aktuellen Nostalgiewelle verstanden wissen. "Wir wollten die Leute animieren, etwas aus dem architektonischen Erbe zu machen. Das sollte unser Geschenk für die Stadt zum 100. Jubiläum sein." Ein Geschenk, das sie während des geplanten Bahnhofsfestes am 19. Mai offiziell vorstellen will. Dann soll auch die zweite Auflage des Bandes erhältlich sein.

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