Ein Geschenk aus Liebe und Treue

Bernkastel-Kues · Anlässlich eines Moselbesuches des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. im Mai 1839 schenkte die Stadtgemeinde Bernkastel dem späteren Preußenkönig die Burgruine Landshut. Diese wurde am 8. April 1840 mit einer notariellen Schenkungs-Urkunde übergeben. Seit 1920 ist die Burg wieder im Besitz der Stadt Bernkastel-Kues.

Bernkastel-Kues. Das frühere "Schloss Landshut" hat eine bewegte Vergangenheit und stand in den vergangenen Jahrhunderten unter wechselnder Herrschaft. Die Geschichte der einstigen Festungen oberhalb der heutigen Stadt Bernkastel-Kues geht bis in die Zeit des Römischen Reiches zurück. Im Jahre 2012 fand man am Fundament der Burgruine Überreste eines römischen Kastells, die auf das späte vierte Jahrhundert datiert wurden. Das sogenannte "Princastellum" ist die erste römische Burgbefestigung der Moselregion, die anhand von Mauerüberresten belegt werden konnte.
Residenz des Kurfürsten


Historische Aufzeichnungen aus der Zeit um 1000 n. Chr. weisen auf eine alte Burganlage oberhalb der Stadt Bernkastel hin, die dem Trierer Propst Adalbero von Luxemburg gehörte. Diese Burg wurde im Jahre 1016 durch den Trierer Erzbischof Poppo in der "Großen Moselfehde" zerstört. Daneben ist eine weitere Burg bezeugt, die einst vom Trierer Archdiakon Graf Folmar von Blieskastel erbaut und im Jahre 1192 vom Trierer Erzbischof Johann I. zerstört wurde. Im Jahre 1277 errichtete der Trierer Erzbischof Heinrich II. von Finstingen eine neue Burg, die von seinem Nachfolger Boemund I. erweitert und vollendet wurde. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhundert diente die sogenannte Burg Landshut als beliebte Residenz der Kurfürsten von Trier. Die älteste bekannte Erwähnung der Bezeichnung "Landshut" stammt aus dem Jahre 1505. (Seinerzeit diente das ehemalige Festungsgebäude als Sitz des Trierer Amtmannes.)
Im Jahre 1688 wurde Bernkastel mitsamt der Burg von französischen Soldaten unter General Montal besetzt. Die französische Besatzung ließ ein Jahr später die Mauern und Türme der Stadt schleifen. Schließlich zerstörte ein Feuer am 8. Januar 1692 die mittelalterliche Burg, deren Überreste in den folgenden Jahren verfielen.
Bei einem Moselbesuch des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. am 27./28. Mai des Jahres 1839 bot Bernkastels früherer Stadtbürgermeister Jakob Schwan dem späteren Preußenkönig die Schlossruine als Geschenk an. Am 19. März 1840 fasste der Schöffenrath der Bürgermeisterei Berncastel den Beschluss, die Ruine dem Kronprinzen als "Beweis der Liebe und treuen Anhänglichkeit" mit einer notariellen Schenkungs-Urkunde zu übergeben. Laut einer Aufzeichnung des königlich preußischen Regierungsrates Georg Bärsch aus dem Jahre 1841 wurde diese Schenkungs-Urkunde am 8. April 1840 vom Trierer Notar Franz Georg Funk ausgefertigt und zusammen mit einem Gemälde der Burg nach Berlin gesandt. Der König zeigte sich daraufhin am 16. Juli 1840 in einem Dankschreiben erkenntlich und überreichte der Stadt 500 Taler für wohltätige Zwecke. Man vermutet, dass die Stadt nach der Schenkung einen Wiederaufbau der Burg durch den Hohenzollernprinzen erhoffte. Dieser hatte jedoch kein Interesse an einer Wiederherstellung des Gebäudes. Zwei Jahre nach dem Ende der preußischen Herrschaft in Deutschland kam die Ruine 1920 wieder in den Besitz der Stadt Bernkastel-Kues.

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