Ein Gutachten und Bohrungen sollen Klarheit bringen

GRAACH. Die Top-Weinbergslage "Graacher Himmelreich" soll flurbereinigt werden, um die Arbeit wirtschaftlicher zu machen. Es gibt allerdings Kritiker, die vor Schwermetallen im Boden warnen. Es muss auch noch untersucht werden, wie stabil der Hang ist.

Im Dezember 2005 wurde das Flurbereinigungsverfahren "Graacher Himmelreich" eingeleitet. Vorher, im Juli, hatte der Gemeinderat Graach ein einstimmiges Votum für eine Flurbereinigung der Spitzenlage abgegeben. Im November 2005 folgte eine Informationsveranstaltung. Nicht überall stößt die Bodenordnung auf Gegenliebe. Es gab 70 Widersprüche, 40 davon sind noch aktuell. Einige Beteiligte, wie die Brüder Ulrich und Axel Pauly sowie Hans-Josef Christmann, gehen davon aus, dass der Boden in der Weinbergslage voller Schwermetalle steckt. Diese würden sich lösen, wenn der Boden bei einer Flurbereinigung aufgewühlt werde, sagen sie. Die dann freigesetzten Metalle könnten dann, so die Befürchtung, gesundheitliche Schäden hervorrufen.Experten haben den Boden untersucht

Die Kritiker des Projektes glauben, dass die Metalle von den Halden früherer Bergwerke stammen. Das Wasser, dass diese Halden auswasche, dringe in den Untergrund des Hanges. Lothar Helfgen (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel) informierte bei einer Veranstaltung über den Sachstand. Das Landesamt für Geologie und Bergbau habe die toxische Belastung des Bodens untersucht. Das Gutachten sage aus, dass die Befürchtungen der Kritiker haltlos seien. Das Wasser fließe in die Bäche und diese dann in die Mosel. Im Boden des "Graacher Himmelreichs" befänden sich nur Kupfer, Zink und Nickel in zulässigen Mengen. Derzeit werde dieses Gutachten in Bezug auf die Grenzwerte aktualisiert. Danach werde es veröffentlicht. Zweiter Punkt von Bedeutung: Das "Himmelreich" ist ein Rutschhang. Im Rahmen eines Forschungsprojektes werde eine Gesellschaft aus Hannover spezielle Bohrungen durchführen. Dabei wird nach Helfgens Auskunft untersucht, welche Auswirkungen das unterirdisch fließende Wasser auf den Hang habe. Untersucht werde aber auch, ob das Wasser belastet sei.Nur 50 Hektar kommen für Weinbau in Frage

Helfgen geht davon aus, dass die Untersuchungen "grünes Licht" für die Flurbereinigung bringen. Untersucht werde die gesamte Lage, aber auch angrenzendes Gelände. Eine Flurbereinigung, die unter weinbaulichen Aspekten ablaufe, komme aber sowieso nur für etwa 50 Hektar in Frage. Das Gelände unterhalb der Graacher Schäferei bleibe außen vor. Hier müsse über Maßnahmen nachgedacht werden, das Erdreich zu stabilisieren. Nicht auszuschließen sei aber auch, dass die Untersuchungen wegen der Rutschungen zum "Extremfall" führen, sagte Helfgen. "Nämlich dazu, dass das Verfahren nicht durchzuführen ist." Die Fronten bleiben, das zeigte die Diskussion, verhärtet. Er sei nicht gegen eine Flurbereinigung "Aber sie muss top gemacht sein", sagte Ulrich Pauly. Heute werde viel mehr auf die Umwelt geachtet. "Vor 30 Jahren war das anders. Wir dürfen die Probleme nicht unter den Tisch kehren." Die Kritiker drohen mit dem Gang vors Gericht. Die Mehrzahl der Winzer steht hinter der Flurbereinigung. "Viele wollen sie, damit die Arbeit wirtschaftlich bleibt. Sonst liegen die Weinberge irgendwann brach und sind nichts mehr wert", sagte Ernst-Josef Kees. Heide Weidemann (BUND) sprach davon, dass die Kulturlandschaft erhalten bleiben müsse. "Aber nicht um jeden Preis", sagte sie. Deshalb seien die angekündigten Bohrungen zu begrüßen. Übrigens: Der Gemeinderat Graach war befugt, im Juli 2005 einen Beschluss über die Einleitung des Verfahrens herbeizuführen. Axel Pauly hatte bei der Versammlung gesagt, dies sei nicht rechtens gewesen, weil quasi alle Ratsmitglieder befangen seien. Stimmt nicht, sagt Heiner Nilles, Büroleiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. "Die Ratsmitglieder haben von diesem Beschluss keinen unmittelbaren Vorteil", erklärte er auf TV-Anfrage.

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