Ein Lebensgefühl wie in Norwegen
BERNKASTEL-KUES. Die Globalisierung macht vor dem Weinmarkt nicht halt. Innovative Ideen und Nischen sind gefragt. Über allem steht eine Marke: Riesling.
Würde der Absatz von Moselwein so florieren wie in Norwegen (Verachtfachung seit 1995) oder im wichtigsten Exportland, den USA (Vervierfachung seit 1995), könnten Veranstaltungen wie der Weinwirtschaftstag der Industrie- und Handelskammer Trier, der unter dem Motto "Neue Chancen für Moselweine" stand, reine Jubelfeiern sein. Doch da die Weinwelt nicht nur aus Norwegen und Amerika besteht, die Deutschen in ihrem Konsumverhalten gespalten sind und die Weine aus der so genannten Neuen Welt auf den Markt drängen, besteht zum Feiern wenig Anlass, zumindest bei den Erzeugern der Alltagsweine, die sich irgendwo bei zwei oder drei Euro wieder finden. Doch es gibt Lichtblicke. "Es ist eine Renaissance spürbar", sagte Herbert Reh, Vorsitzender des Weinausschusses der Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz, beim Weinwirtschaftstag, der im Jubiläumsjahr der IHK Trier (150 Jahre) im Kloster Machern über die Bühne ging. "Wir müssen Emotion und Lebensgefühl vermitteln. Da hapert es noch", wies er aber auf ein Manko hin. Natürlich muss die Qualität in der Flasche stimmen, doch es kommt auch auf Äußerlichkeiten an. "In der Ausstattung hinken wir immer noch hinterher, da wirkt deutscher Wein noch altbacken", monierte Steffen Schindler, der beim Deutschen Weininstitut für Auslands-Marketing zuständig ist. Natürlich soll Moselwein auch im Inland vermehrt Freunde finden. "Doch 25 Prozent der Bevölkerung können sich fast nichts mehr leisten", sagte André Beron von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung, die das Kaufverhalten von 17 000 Haushalten ständig untersucht. In weiteren 50 Prozent der Haushalte werde wegen der schlechten Wirtschaftslage eher gespart als konsumiert. Weiper: Es gibt immer mehr Discounter
Ein weiterer Trend, dem Rechnung zu tragen ist: "Bis 2012 werden von den derzeit 57 000 deutschen Geschäften 10 000 wegfallen. Jedes dritte Geschäft wird dann ein Discounter sein", sagte Rudolf Weiper, der in Basel eine Werbefirma betreibt, die im Bereich Süßwaren, Milch und Wein tätig ist. 80 Prozent des Umsatzes entfallen dann - so sagt der Fachmann voraus - auf die fünf größten Händler (Metro, Rewe, Edeka, Aldi, Lidl). Durchaus erfreuliches Fazit: Bei der Podiumsdiskussion zwischen Vertretern von Weingütern, Kellereien, Warenhäusern und Werbefirmen kristallisierte sich heraus, dass alle ihr Hauptaugenmerk auf den Riesling legen - in verschiedenen Ausprägungen und Preisklassen. "Die Zeichen für die Weinbranche stehen nicht schlecht", sagte Weinbau-Staatssekretär Günter Eymael. Der Riesling habe einen Wettbewerbsvorteil. Eymael: "Wir haben aber noch Defizite in der Vermarktungsstruktur und im Vermarktungsmanagement."