Ein Liebesfilm für jedes Alter

PIESPORT. Gedreht vor 50 Jahren, ist der Film "Moselfahrt aus Liebeskummer" nach wie vor aktuell. Zumindest an der Mosel. 400 Kinobesucher hatten einfach einen schönen Abend.

Bei Filmen gehen Junge und Ältere meist getrennte Wege - nicht so in Piesport: 400 Besucher jeden Alters füllten die zu einem Lichtspielhaus umfunktionierte Moseltalhalle. Dabei hätte der Titel des Spielfilms "Moselfahrt aus Liebeskummer" das nicht erwarten lassen. Doch die vor 50 Jahren zur Traubenlese gedrehte Romanze enthält einen Bilderbogen der Region. Wie den Panoramablick von Zummet auf Trittenheim, das "Weingut von Schorlemer" im Lieserer Schloss, den Bernkasteler-Weinfest-Umzug samt Ratskeller-Besuch oder die Porta Nigra. Große Nachfrage hatte Veranstalter überrascht

"Früher war die Moselführung ja sehr viel schmäler als heute", erinnert sich die Minheimerin Gaby Berg. Am Ufer hätten viele Bäume gestanden. Wunderschön sei das gewesen. An manchen Stellen hätte man zu Fuß durch die Mosel gehen können. Die Staustufe sei ja erst in den 60ern gebaut worden. Bilder, die der aus Klausen stammende Gatte Franz-Josef ebenso kennt. Um 1960 hatte er als Zehnjähriger über Piesport-Ferres bei der Lese geholfen. Seine Schwiegereltern hatte die Dreharbeiten mitbekommen. Johann und Irmgard Schunk, 82 Jahre, ließen sich den Film daher nicht entgehen. Irmgard Meuren war sogar bei den Dreharbeiten dabei: "Unsere Handelsschulklasse fungierte von der Schule aus als Publikum", erinnerte sich die Piesporterin. Winkend gingen sie über die Brücke und sahen die Handkuss-Szene am Bahnhof "zig Mal" inklusive "Klappe eins, Klappe zwei". Die Triererin Irmgard Stejuhn, 66, hatte mehr die Ansichten der Römerstadt vor Augen. Vier Damen aus Neumagen-Dhron, Alter "rund 70", sahen den Film zum zweiten Mal. "Da waren wir noch jung, als der lief", meinte Irmgard Böhmer. Damals sei noch die Kleinbahn gefahren mit Schaffner Engel. Es sei interessant, zu sehen, wie das damals war, bekräftigte Finchen Schuh. Sie dachte an die Mehringer Schweiz und die dort Station machenden Paddler. Jenna Wintrich, 80 Jahre, hatte damals den Film in Jünkerath gesehen. Aber nicht aus Liebeskummer. Auch bei den Jüngeren kam der Streifen gut an, wie eine Gruppe 30- bis 40-Jähriger aus Trittenheim bestätigte. "Super, mal zu sehen, wie die Mosel früher aussah", meinte Petra Binz. Frank Lockenvitz faszinierte die Kameraführung: "Es gab damals ja keine Zoom-Objektive." Die Nachfrage hatte den Veranstalter, die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron, selbst überrascht. Immerhin ist die Handlung nicht eben zeitgemäß. Eine junge Witwe bereist mit ihrem Sohn die Mosel, an der sie einst glücklich war. Wiesen voller weißer Wäsche, antiquierte Umgangsformen oder das Altkluge eines 50er-Jahre-Jungen brachten die Zuschauer häufig zum Lachen. Am Ende gab es viel Applaus. "Es ist schon ein beeindruckendes Bild, wenn man so in die Reihen schaut", sagte Bürgermeister Hans Werner Schmitt. Die Idee für das Mosel-Kino sei ihm beim Kinobesuch in Trier gekommen: "Weil so viele schöne Motive aus der Region drin sind." Laut Ehefrau Martina waren ohne Abendkasse bereits 300 Karten vergeben. Die ersten Kinobesucher hätten schon eine halbe Stunde vor Einlass gewartet. Für Kämmerer Alois Koster, der sich an Lokomotive und den Ort Beilstein noch erinnern kann, verständlich: "Ich wollte die Landschaft wieder so sehen, wie sie früher war." Ermöglicht hatte den Abend das "Kino on Tour" von Cinema Sperlich aus Hoppstädten-Weiersbach.

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