Ein Mann der klaren Worte

Er prägte wie kein anderer die Kröver Ortspolitik. Paul Schnitzius, Ehrenbürger seiner Gemeinde, war über 20 Jahre Ortsbürgermeister von Kröv und viele Jahre im Verbandsgemeinderat Kröv-Bausendorf. Der heute 77-jährige Schreinermeister ist weit über die Dorfgrenzen bekannt - auch deshalb, weil er sich nie gescheut hat, sehr deutlich, gelegentlich auch etwas derb, seine Meinung zu äußern.

Kröv. Natürlich schwätzen wir platt. So wie sich das für zwei Ur-Moselaner gehört. Paul Schnitzius ist ein Ur-Moselaner, vor allem aber ein Ur-Kröver.

"Für mich eine lieblichen Schoppen Wein", antwortet er ohne zu zögern auf die Frage, was er gern trinke. Wein, die Mosel und Kröv - das ist für ihn "Heimat". In seinen 77 Lebensjahren war er nur einmal "in der Ferne". Da arbeitete er als junger Schreinergeselle für acht Wochen in einer Schreinerei in Wuppertal. Paul Schnitzius ist wach, aufmerksam und engagiert - wie eh und je.

"Demokratischer Diktator" mit Abneigung für Bürokratie



"Wie sollen die kleinen Leute das bezahlen?", fragt er, als die Sprache auf die permanent steigenden Gebühren und Abgaben kommt. Seine Anmerkungen und Kommentare zur Kommunalpolitik sind klar und deutlich, seine Sprache gelegentlich recht deftig. So wie die Kröver, aber auch viele andere ihn kennen.

45 Jahre aktiv in der Kommunalpolitik - davon 21 Jahre Ortsbürgermeister von Kröv - da hat man viel zu erzählen. Und das tut er gern. VG-Chef Otto Maria Bastgen nannte ihn mal eher respektvoll einen "demokratischen Diktator". Gegen diese Bezeichnung hat Schnitzius kaum etwas einzuwenden. Wenn es sein muss, kann Paul Schnitzius nämlich auf den Tisch hauen - im wahrsten Sinne des Wortes. Das haben schon manche "Bürokraten", die er grundsätzlich kritisch betrachtet, erfahren müssen. Bei der Bezirksregierung in Trier kam es einst fast zu Handgreiflichkeiten wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Kröver Flurbereinigung.

Wenn er so erzählt, bekommt man das Gefühl, dieser Mann wehrt sich, er lässt sich nichts und von niemandem etwas gefallen. Und das macht ihn trotz seiner "diktatorischen Art" sympathisch. "In Kröv gibt es niemand, der mir nicht die Zeit bietet", sagt Schnitzius. Das ist für einen langjährigen Bürgermeister, der auch die ein oder andere unangenehme Entscheidung treffen musste, nicht selbstverständlich. Vielleicht liegt es an der Kröver Mentalität. Man debattiert und streitet sich. Wenn aber die "Schlacht geschlagen ist", verträgt man sich wieder und packt gemeinsam an. Diese Energie und diese Durchsetzungskraft der Kröver - das gefällt Paul Schnitzius am allermeisten. Er ist ja genauso gestrickt. Die Katastrophe von 1970, als ein Unwetter das Dorf zu einem Krisengebiet machte, hat dies besonders eindrucksvoll gezeigt. Man half sich gegenseitig und baute die zerstörten Weinberge wieder auf. Paul Schnitzius war damals gerade ein Jahr Ortsbürgermeister. Zwei Jahre nach der Katastrophe wurde die Weinbergsflurbereinigung eingeleitet. 1977 bereits erfolgte die Zuteilung der Parzellen, und drei Jahre später waren fast alle Weinberge wieder mit Reben bepflanzt. "Das war eine einmalige Leistung unserer Winzer", sagt Schnitzius stolz.

Gerne bezeichnet Schnitzius sich als "Patriot". Damit meint er ein "Kröver Patriot".

Einmal war der damalige CDU-Bundesvorsitzende Alfred Dregger in Kröv zu Gast. Der Mann aus Bonn wollte im Vorgespräch wissen, wie denn der Kröver Gemeinderat politisch zusammengesetzt sei. "Wir haben nur eine Fraktion. Und das sind alles Kröver, andere werden nicht zugelassen", antwortete Schnitzius in seiner typisch humorvollen aber auch energischen Art.

Während seiner kommunalpolitischen Tätigkeit hat er mit manchen Politgrößen zu tun gehabt. Mit Heinrich Holkenbrink, der unter Helmut Kohl rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister war, duzte er sich. Viele andere kennt er persönlich. Das ändert aber nichts daran, dass er auch heute noch gerne auf "die da oben" verbal eindrischt. "Die Maulhelden in Berlin", schimpft er, "zocken die kleinen Rentner ab." Und die "Bananen- und Gurkenkrümmer" in Brüssel glaubten, ihre Existenzberechtigung nachweisen zu müssen, indem sie die Familien und Kleinbetriebe mit immer mehr Bürokratie belasten.

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