Ein Mann mit viel Herz

NEUMAGEN-DHRON. Johann Anton Willems war ein reicher Mann. Noch 145 Jahre nach seinem Tod profitieren Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, von seinem Geld.

Welcher Tätigkeit Johann Anton Willems genau nachging, ist nicht bekannt. "Vermutlich war er Kaufmann", sagt Rainer Blasius. Fest steht: Willems war reich. So reich, dass der Testamentsvollstrecker damals 1000 Taler bekam. Und so reich, dass sein Vermögen immer noch Gutes bewirkt - obwohl er von 1799 bis 1859 lebte. Rainer Blasius ist so etwas wie der Nachlass-Verwalter. Als Geschäftsführer der "Willems'schen Armenstiftung zu Neumagen" führt er aus, was die acht Mitglieder des Verwaltungsrates beschließen. Johann Anton Willems hat in zwei testamentarischen Verfügungen (1840 und 1848) bestimmt, dass sein Vermögen nach seinem Tod bedürftigen Menschen zugute kommt. Bis ins Jahr 2003 war diese Verfügung auf Neumagen und Papiermühle beschränkt. Erst dann kam auch der Ortsteil Dhron hinzu. Zum Besitz der Stiftung gehören derzeit ein Barvermögen von knapp 120 000 Euro, ein Hektar Weinberge, die verpachtet sind, und ein herrschaftliches Haus (es steht neben dem Neumagener Weinschiff), in dem sich drei Sozialwohnungen befinden. Gute Zinsen haben dafür gesorgt, dass sich das Vermögen in den vergangenen Jahren stetig erhöht hat. Durchschnittlich 6000 Euro davon werden pro Jahr an bedürftige Menschen verteilt. Blasius spricht von der "verschämten Armut" mancher Leute, besonders älterer, allein stehender Frauen. Menschen die "zu stolz sind, um aufs Sozialamt zu gehen". Auch Leute, die Heizungs- und/oder Winterbeihilfe erhalten, werden vor Weihnachten mit einer kleinen Zugabe bedacht. Mehr als 100 bis 150 Euro sind das aber normalerweise nie. Kinder aus solchen Familien bekommen Spielzeug. Wer in den Genuss dieser Hilfe kommt, entscheidet, nach Rücksprache mit der Sozialverwaltung, der Verwaltungsrat. Er tagt normalerweise einmal im Jahr. Die Unterlagen geben Interessantes preis - zum Beispiel einen Gemeinderatsbeschluss von 1863. Danach wurden Tanzbelustigungsabgaben, Hundesteuern und Strafsteuern in die Stiftung geleitet. Daraus wurden unter anderem die Medikamente für arme Menschen bezahlt. Im Verwaltungsrat sitzen Vertreter der Zivilgemeinde und der Kirche. Derzeit wird die Satzung neu ausgearbeitet. Dann wird, so Blasius, die kirchliche Aufsichtsbehörde wieder offiziell mitbeteiligt.

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