Ein Mann mit vielen Gesichtern

MANDERSCHEID. Für den "Tatort" und die "Kommissarin" stand Rainer Laupichler schon vor der Kamera, am Wiener Burgtheater und der Berliner Schaubühne hatte er Engagements. Nun ist der Schauspieler nach Manderscheid zurückgekehrt.

"Wieso ging er von Berlin nach Manderscheid?" Diese Frage begegnet Rainer Laupichler momentan ständig. Seine vielschichtige Antwort sprudelt zuweilen nur so aus ihm heraus. Vor allem, wenn es um die negativen Seiten der Hauptstadt geht, in der er lange gelebt hat, redet er sich in Rage. Laupichlers Hände sind dann noch mehr in Bewegung als sonst. Nahtlos wechselt er auch schon mal zum Berliner Dialekt, um die Hauptstadtbewohner nachzumachen. "In Berlin gibt es keine Vertrautheit. Nie habe ich in der großen Stadt jemand wieder getroffen." Und überhaupt, die Berliner, das seien Preußen, ohne Humor. "Ich bin ein geselliger Mensch, ich will Leute um mich haben, die ich kenne." Berlin, das bedeute zwar eine verlockende, aber auch demotivierende Unmenge von Möglichkeiten. "Uns sehnt nach überschaubaren Verhältnissen", sagt der 48-Jährige und meint mit uns sich und seine Frau. Laupichlers erstaunlichste Offenbarung lautet: "Ich sehne mich nach Bürgerlichkeit." Vor der Bürgerlichkeit ist er, wie er selbst sagt, einst geflüchtet. Doch nun wolle er, dass seinen beiden Kindern Werte vermittelt würden, die er vertreten könne. In Berlin hat er davon wenig gespürt. Verrohung an den Schulen, ein stetig steigendes Gewaltpotential in der Stadt, Arbeitslosigkeit, Armut, hoher Ausländeranteil. Ein Pulverfass. Laupichlers Leben verlief im Zick-Zack. Er wächst in Manderscheid auf. Das Gymnasium in Daun muss er verlassen. "Ich empfand mich damals als einfach, alle anderen wahrscheinlich als kompliziert. Ich hatte eine unheimliche Vitalität." Er absolviert seine Wehrpflicht ("Ist mir passiert, politischer wurde ich erst später."), in Düsseldorf macht er das Abi nach. Dann kommt Berlin. Nach vier Semestern Betriebswirtschaft, wechselt er, der nie zuvor etwas mit Theater am Hut hatte, an eine halbstaatliche Schauspielschule. "Eine Frau, die mit ihrem schlaffen Körper so gar nicht meinem Schauspieler-Bild entsprach, hatte gesagt: Geh dorthin." Noch heute ist er erstaunt, dass er an dieser Schule genommen wird. Allerdings sagt sie ihm nicht zu, es ist die Arbeit an einem kleinen Theater, die ihn zu der Erkenntnis bringt: "Das will ich." Er wechselt zur Hochschule der Künste. Wieder Erstaunen, dass er dort ankommt. Auch wenn er an der Hochschule den Abschluss macht, vom elitären Ansatz dort hält er wenig, von der anschließenden Arbeit am Theater in Baden-Baden allerdings auch. Er geht für drei Jahre nach Mainz und arbeitet ab den 90ern nur noch frei. Bielefeld, Frankfurt und so renommierte Häuser wie die Schaubühne Berlin und das Burgtheater Wien gehören zu seinen Arbeitsstätten. Doch ständig eine andere Bühne - auf Dauer ist das mit Familie nicht zu machen. Seit einem Jahr verdient Laupichler sein Geld ausschließlich mit Filmen. 20 Jahre ist er bereits in dieser Branche, 80 Streifen für Kino und Fernsehen kamen bislang zusammen, unter anderem "Tatort", "Die Kommissarin" und "Das Wunder von Lengede". Mit vielen Stars hat er schon zusammen gearbeitet, im April wird er mit Hannelore Elsner im Kino zu sehen sein. Für ihn ist all das jedoch kein Grund abzuheben. Trocken stellt er fest: "Ich bin kein Star, ich bin Auffüller." Und als solcher offensichtlich äußerst flexibel. Gleich in der ersten Woche in Manderscheid hatte Rainer Laupichler seinen ersten Auftritt dort. Obwohl mitten im Umzug und kein Karnevalist sprang er kurzfristig als Sitzungpräsident für die Kappensitzung ein. Und so amüsiert, wie er von den Ereignissen hinter den Kulissen erzählt, war für den Frohsinn wohl nicht der ganze Schauspieler gefordert.

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