"Ein Maul voll probieren"

WEHLEN. Dicht gedrängt stehen die Besucher im historischen Speicher des Weingutes S. A. Prüm in Wehlen. Mit Weinglas und Weinliste machen sich 500 Weinliebhaber und -fachleute auf eine Reise durch die Fassproben mit 66 Rieslingweinen aus elf Weingütern.

Die ganze Palette der Rieslinge ist zu verkosten - von QbA und Kabinett über Spätlese bis hin zu Auslese und Trockenbeerenauslese. Das Ehepaar Erika und Reimund Prüm aus Wehlen organisiert im dritten Jahr diese Jungweinprobe als Nachfolgerin der ehemaligen "Wehlener Jungweinprobe". Die Betriebe A. Schmitges (Erden), Selbach-Oster (Zeltingen), Mönchhof (Ürzig), Kees-Kieren (Graach), Weingut Wegeler, Dr. Pauly-Bergweiler (Bernkastel-Kues), Ferdinand Richter (Mülheim) sowie die Weingüter Friedrich-Kern, S.A. Prüm, Studert-Prüm und Heribert Kerpen (Wehlen) gewährten einen Einblick in ihre Rieslinge verschiedener Qualitätsstufen. "Das sind alles Betriebe, die bereit waren, zu solch frühem Zeitpunkt ihre Weine dem interessierten Publikum zu zeigen", sagt Prüm. Erfüllt der Weinjahrgang 2003 die hohen Erwartungen, die schon zu frühem Zeitpunkt an ihn gestellt wurden? Wird er sich in die Reihe der ganz großen Jahrgänge einordnen? Die Besucher gaben ein klares Urteil ab: "Phänomenal". Da sei es bei jeder der Proben immer wieder ein Vergnügen, ein "Maul voll zu probieren", bemerkte ein Weinfreund in moselländisch direkter Sprache. "Das Angebot ist Spitze", betont Elmar Bergweiler. Und die fröhliche Runde mit Franz-Karl Rohé, Peter-Josef Friedrich , Paul Prüm und Paul Adams möchte gar nicht loslassen vom Genuss. Dabei entpuppt sich der Kabinett als Überraschung für die Weintrinker mit seiner großen Fülle.Weinverkostung als Teil des Geschichtsstudiums

"Eine solche Jungweinprobe in so einem hervorragenden Weinjahr nicht mitzumachen, das wäre wahrlich eine Sünde", so das Fazit von Gertrud Weydert. Am Stand nebenan lässt sich der japanische Weinfreund Yutaka Kitajima aus Yokohama noch mal einschenken. Der junge Mann studiert in Trier Deutsche Geschichte, "und dazu gehört natürlich auch der Wein". Auch Jutta und Bernd Meiser-Sanne aus Frankfurt lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Das große Hobby der Frankfurterin ist der Wein. Dabei bevorzugt sie Qba und Kabinett: "Die sind gerade beim Jahrgang 2003 schon als Jungwein sehr reif." Und was sagt der Fachmann? "Der neue Jahrgang zeichnet sich aus durch durchgängige Qualität - ein Wein in Perfektion vom unteren und mittleren bis zum Spitzensegment", sagt Prüm im TV -Gespräch. Private Weinliebhaber, Gastronomen und Fachhändler nutzten die Gunst der frühen (Probier-) Stunde und verschafften sich einen ersten Überblick. Die Begeisterung für den Neuen schlägt hohe Wellen, das war bei der Jungweinprobe nicht zu übersehen und -hören. Der 2003er ist von seiner Struktur her sehr reif, sehr aromatisch, sehr kraftvoll mit einer pikanten Säure - davon konnten sich Weinliebhaber aus ganz Europa überzeugen, darunter Winzer aus Neuseeland, Händler und Importeure aus Irland und Schottland. "Bei den letzten Jahrgängen geht es stetig wie auf der Qualitätstreppe Stufe für Stufe aufwärts, da stellt sich die Frage, was passiert weiter?", fragt Prüm. Der Riesling sei zudem "in". So komme der Jahrgang 2003 genau zum richtigen Zeitpunkt, um die Pro-Riesling-Stimmung noch weiter anzukurbeln. Das werde sicher dazu beitragen, dass die Entwicklung in Richtung Riesling weiter "geschürt" werde, so die berechtigte Meinung des Fachmannes. Die Gäste indes genossen den Spaziergang durch die Weinlagen. Für die kleine Stärkung zwischen den vielen Proben sorgte die Küchenbrigade des Restaurant Rotisserie Royale aus Bernkastel.

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