Ein Menü mit exquisiten Zutaten

BENGEL. Beim diesjährigen Konzert zum Palmsonntag war im Kloster Springiersbach das Klaviertrio "Beronovo" zu Gast, servierte den Zuhörern ein delikates Mahl kammermusikalischer Köstlichkeiten und setzte damit hohe Qualitätsmaßstäbe.

Mit Musik ist es manchmal wie mit dem Essen. Es gibt dienormale, alltägliche Hausmannskost, es gibt das mit Mühe undAufwand erstellte Sonn- und Feiertagsessen und, wenn es etwasganz Besonderes sein soll, geht man schon einmal in einRestaurant, wo man sich mit feinen, exquisit zubereitetenSpezialitäten verwöhnen lässt. Zu der letzten Kategorie muss mandas Konzert des Trios Beronovo im romanischen Saal des KlostersSpringiersbach zählen. Hier wurden die Gäste mit all demverwöhnt, was zu einem guten und nachhaltigen Kammerkonzertgehört. Das Ergebnis war ein Ohrenschmaus, wie er genussvollernicht hätte sein können. Die Ausführenden waren die Geigerin Krassimira Sultanova, durch ihre Konzerte mit dem bulgarischen Kammerorchester Jambol in Springiersbach keine Unbekannte mehr, die Cellistin Judith Krah und der Konzertpianist und Dozent an verschiedenen großen Hochschulen, Michael Zieschang. Sie zeichneten für ein Menü verantwortlich, das sich ein den Saal bis auf den letzten Platz füllendes Publikum zu Gemüte führte.

Den Anfang bildete Ludwig van Beethovens Klaviertrio in B-Dur, Opus 97, wegen seiner Widmung auch das Erzherzog-Trio genannt. Es gehört zu den Spätwerken des großen Bonners und stellt seine letzte Auseinandersetzung mit dieser Gattung dar. Eben dieses Werk war es auch, mit dem sich Beethoven im Jahre 1814 als Pianist von der Öffentlichkeit verabschiedete und dem Konzertpodium den Rücken kehrte. Der Allgemeine Musikalische Anzeiger schrieb seinerzeit, bezogen auf das Werk und die Ausführung: "Omne tulit punctum" (Ein Meister seines Fachs).

Als Ganzes stellt die Komposition in seiner Ausdehnung ein, die Konzentration der Zuhörer sehr strapazierendes Opus dar. Das Ensemble ging aber, um im anfangs verwendeten Bild zu bleiben, mit den Zutaten so geschickt um, dass an keiner Stelle eine Übersättigung auftrat. Als Beispiel mag hier der zweite Satz, ein Scherzo, dienen, aus dessen eröffnender Grundlage, eine simple Tonleiter, sich ein, alle musikalischen Empfindungen ansprechendes Gebilde entwickelte. Ein wenig keck, ein bisschen gravitätisch, manchmal verspielt aber auch ernst. Die richtige Mischung macht's.

Nach einem kurzen aber ebenso delikaten Zwischengang, bestehend aus Franz Schuberts Triosatz in Es-Dur, wurden mit dem Klaviertrio in d-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy noch einmal alle Empfindungen des Publikums angesprochen. Auch hier galt: Es wurde opulentes geboten, das sich als sehr gehaltvoll und doch leicht verdaulich erwies. Das Werk war ein typischer Mendelssohn, bei dem man nur noch die Augen schließen und genießen wollte.

Neben den musikalischen Genüssen bot das Trio Beronovo auch auf der technischen Seite Beeindruckendes. Jedes Mitglied für sich genommen kann man nur als hervorragenden Musiker bezeichnen. Wahrhaft meisterlich agierten sie an ihren Instrumenten. Zusammen stellten sie eine nahezu perfekte Einheit dar. So sehr man die Ohren auch spitzen mochte, es gab keine Ausreißer, keine Alleingänge, es sei denn, die Komponisten hätten dieses vorgeschrieben. Für alle drei galt in ganz besonderem Maße die Qualität, mit der sie die leisen Passagen gestalteten. Selbst die leisesten Töne zeichneten sich durch Tragfähigkeit und Präsenz aus.

Wie das Konzert bei den Besuchern ankam, belegt am besten die Reaktion eines Zuhörers. Nach Abschluss des ersten Satzes sagte er, sicherlich ungewollt aber mit absoluter Überzeugung in die Stille hinein: "sagenhaft". Dem kann man nichts hinzufügen.

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