Ein Moselaner wird Saarländer

KRÖV. Heinz Becker ist Kult. Der kauzige Saarländer, erfunden vom Kabarettisten Gerd Dudenhöfer, ist ein liebenswertes Scheusal. In Kröv kennt man daneben noch den "Becker Hermann", gespielt von Hermann Krämer. Seit zehn Jahren steht er in Kröv in der Bütt. Es ist der Höhepunkt jeder Kappensitzung.

Ein Moselaner versetzt sich in die Rolle eines Saarländers. Ob das überhaupt möglich ist? Herrmann Krämer aus Kröv bringt dieses Kunststück fertig - und das in einer Perfektion, wie es ein Profi nicht besser könnte. Viele Jahre ist der Vertreter, der für einen Arzneimittelhersteller Land und Leute bereist, im Saarland unterwegs gewesen. Dort hat er den "hölzernen Charme, die spröde und manchmal kauzige Art der Saarländer kennen und schätzen gelernt. "Die Saarländer tragen das Herz auf der Zunge, sie können über sich selbst lachen. Das gefällt mir", sagt Krämer.Aus der Kappensitzung nicht mehr wegzudenken

Die Figur des Heinz Becker, des chronischen Meckerers, hat ihn inspiriert, etwas Ähnliches für die Kröver Kappensitzung auszuprobieren. Inzwischen ist der "Becker Hermann", der nicht "s'Hilde", sondern "s'Ulla" ständig nervt, aus der Kröver Kappensitzung nicht mehr wegzudenken. Dabei beleuchtet Krämer die große Politik ebenso wie das kommunale Geschehen und manch skurrile Begebenheit im Dorf. Der waschechte Moselaner - seine Mutter stammt aus Pünderich, sein Vater aus Rachtig - nimmt dann auch schon mal die lokale Prominenz aufs Korn. Verbandsbürgermeister Otto Maria Bastgen bekommt jedes Jahr sein Fett weg. Man solle dem eitlen VG-Chef doch in der neuen Weinbrunnenhalle ein eigenes Fotostudio einrichten, damit er sich stets in heldenhafter Pose ablichten lassen könne, frotzelte Krämer vor Jahren. Und der gebürtige Rachtiger vergisst auch nie, gegen die Zeltinger zu sticheln - unter dem Motto: "Die Zeltinger sind zwar ganz nett, aber wenn die Brücke nicht wäre, bräuchte man sie nicht." Viel Arbeit steckt in einem Sketch. Das ganze Jahr über sammelt Krämer Ideen und notiert sie auf kleinen Zetteln. Irgendwann setzt er sich dann an einen Tisch, breitet alle Zettel aus und fängt, an seinen Vortrag zu schreiben.Diesmal fiel das Schreiben schwerer

In diesem Jahr sei ihm das Schreiben schwerer gefallen als sonst, sagt er. Unter dem Eindruck der Flutkatastrophe sei es nicht so einfach, lustig zu sein. Auf der Bühne braucht Krämer nicht viel: eine Bank zum Sitzen, einen Schoppen Wein und vor allem ein sehr gutes Gedächtnis. Der graue Anzug stammt von seinem Vater, ein Kleidungsstück, das er in Ehren hält. Neben dem Vortrag in der Bütt engagiert sich Krämer mit seiner Ehefrau Ulla noch beim Kinderkarneval. Er moderiert die beliebte Veranstaltung, und Ulla Krämer studiert mit den Kindern Tänze ein. Und beim großen Rosenmontagsumzug beteiligen sich beide an einer Fußgruppe. Dann ist er aber wieder ganz der Moselaner Hermann Krämer.

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