Ein Pilz wie die Pest

BERNKASTEL-KUES. Eine Pilzkrankheit im Wingert macht den Winzern zu schaffen. Von Einbußen bis hin zum Totalausfall der Ernte ist die Rede. Die Schwarzfäule, bislang in Deutschland kaum ein Thema, hat in einigen Lagen 100 Prozent der Reben befallen und bereits die Hälfte der Beeren vernichtet.

"Winzer sehen schwarz" titelte der TV am Montag. Die Nachrichten sind alarmierend. Bei der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz im Weinbau (BBA) in Bernkastel-Kues melden sich viele Winzer.Infos über Symptome und Bekämpfung

"Vergangene Woche hatten wir 20 bis 30 Anrufe pro Tag, jetzt sind es bis zu zehn und dazu erhebliche Anfragen per Mail", sagt Michael Maixner. Die Schwarzfäule wurde 2002 an der Mosel erstmals von Bernhard Holz vom Bernkasteler Institut nachgewiesen, das derzeit auch Freilandversuche macht, um die Krankheit in den Griff zu bekommen. Michael Maixner erklärt: "Es ist so, dass die Schwarzfäule in den vergangenen zwei Wochen extrem zugenommen hat. Auch in Flächen, die bisher wenig betroffen waren. Es hat sich in den Drieschen ein sehr hohes Infektionspotenzial aufgebaut. Es gibt keine Aussicht, dass sich das verringert, wenn mit den Drieschen nichts passiert." Da die Winzer sehr verunsichert sind, wurde jetzt ein informatives Faltblatt erstellt. Man kann es im Internet herunterladen unter: www.bba.de/veroeff/popwiss/popwiss.htm#schwarzfaule. Außerdem gibt es das Faltblatt, das Biologie und Bekämpfung beschreibt, bei der Biologischen Bundesanstalt, Institut für Pflanzenschutz im Weinbau, Brüningstraße 84 in 54470 Bernkastel-Kues. Da es in Deutschland noch kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gegen die Schwarzfäule gibt, rät Michael Maixner: "Der Winzer ist jetzt gut beraten, wenn er zur Bekämpfung des echten und falschen Mehltaus solche Präparate verwendet, von denen eine zusätzliche Wirkung gegen Schwarzfäule bekannt ist. Informationen dazu bieten auch die staatlichen Beratungsstellen." Auf die Frage, wie viele Winzer betroffen sind, erklärt Michael Maixner: "Das ist schwer zu sagen. Für einzelne Betriebe sind die Folgen dramatisch. Wir finden Symptome im gesamten Gebiet, darunter Gemarkungen, die stärker betroffen sind." Bernhard Holz von der BBA sagt: "Höchstwahrscheinlich sind die nicht mehr bewirtschafteten Weinberge, die Drieschen, die Infektionsquelle." Er ruft daher auf, dort die Reben zu roden. Dazu hat die CDU-Landtagsfraktion im Zusammenhang mit der "Drieschen-Verordnung aus dem Jahr 1997" eine kleine Anfrage an Minister Hans-Artur Bauckhage gestellt. Die Verordnung regelt, dass brach liegende Flächen erst dann als Driesche eingestuft werden, "wenn von ihnen eine Gefährdung benachbarter Parzellen ausgeht". Laut Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz hat im Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer die Zahl der Brachflächen vom Jahr 2000 mit 202,9 Hektar bis zum Ende 2003 auf 261,8 Hektar zugenommen. Insgesamt stieg der Anteil der Brachen landesweit von 334,9 Hektar (2000) auf 427,4 Hektar (2003). Bauckhage schreibt dazu: "Von den seit der Drieschen-Verordnung erfassten 1145 Drieschen wurden inzwischen 487 entfernt, davon 64 Flächen aufgrund von Beseitigungsverordnungen und vier durch Ersatzvornahme." Da die CDU gefragt hat, ob "die Landesregierung die Drieschen-Verordnung für wirkungsvoll oder ausreichend hält, um die bewirtschafteten Weinbauflächen vor Schädlings- oder Krankheitsbefall zu schützen", nahm Bauckhage wie folgt Stellung: "Die Verordnung wird als hinreichender Schutz angesehen. Weitere restriktive Maßnahmen sind nicht erforderlich; solche Maßnahmen bedürfen darüber hinaus weiter gehender gesetzlicher Grundlagen."

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