Ein Schmetterling fliegt in die Lüfte

BURGEN. Auf ihrem Platz zuhause sitzt Lucy, die rothaarige Puppe von Anna Becker, die seit ihrer ersten Krebsdiagnose vor vier Jahren Annas Weg begleitet hat. Am frühen Sonntagmorgen ist die knapp 18-jährige Anna gestorben.

"Für uns ist sie nicht tot", betonen Annas Eltern, "sie hat nur ihre äußere Raupenhülle verlassen, ist als bunter Schmetterling in die Lüfte geflogen und immer noch bei uns". Die Eltern und ihr Bruder Johannes erinnern sich noch an einen Satz, den sie anlässlich ihrer Konfirmation auf die Einladung schrieb: "Ich mache mich auf den Weg, wollt ihr mich begleiten". Dieser Satz bekam noch mehr Gewicht, als sie kurz darauf den Befund ihrer Handoperation erhielt: bösartiger Muskeltumor (Sarkom).So ging Anna ihren Weg mit der Familie, mit den Freunden und mit allen Ärzten, Schwestern, Psychologen und Therapeuten, die ihr immer wieder bei den Therapien und Krankenhausaufenthalten in den vergangenen vier Jahren mit medizinischer und menschlicher Hilfe zur Seite standen.75 000 Euro wurden bisher gesammelt

Um all den anderen kranken Kindern und Angehörigen zu helfen, damit ihr Alltag mit der Erkrankung etwas leichter, etwas fröhlicher wird, gründete sie im Dezember 2000 zusammen mit ihrem Vater und weiteren Mitgliedern den Verein "Von Betroffenen für Betroffene". Und da die Krebserkrankung nach Chemo-Behandlungen und Bestrahlungstherapien zunächst überstanden schien, feierte Anna mit allen, die sie in der schweren Zeit begleitet haben, ein Fest nach dem Motto: "Wenn ich diesen Mist hinter mir habe, dann machen wir ein Fest mit allen, die mir geholfen haben".Der ersten Benefizveranstaltung folgten weitere, der Verein, der heute 25 Fördermitglieder zählt und jede Menge Spender hat, macht es sich zur Aufgabe, Einrichtungen zur Behandlung chronisch und krebskranker Kinder zu fördern. Und er wurde nicht wie ursprünglich geplant, nach der ersten Veranstaltung aufgelöst, sondern lebt weiter - "jetzt erst recht", wie Hermann Becker unterstreicht. Denn es sei ganz im Sinne seiner Tochter Anna, dass auch weiterhin allen kranken Kindern mit dem Geld ein wenig geholfen, ein wenig mehr Freude in ihren Alltag gebracht, und auch die Angehörigen unterstützt werden können. So spricht die Familie auch ganz bewusst nicht von einem "verlorenen Kampf ihrer Tochter", denn "durch sie und ihre Krankheit wird den Institutionen und den kranken Kindern dort auch in Zukunft geholfen". 75 000 Euro kamen bisher an Spenden zusammen, die der Kinderkrebsstation im Mutterhaus, dem Förderverein krebskranker Kinder sowie der Villa Kunterbunt zugute kamen. Ob die finanzielle Unterstützung einer Kinderkunstwoche in der Villa, ein Wochenendaufenthalt für chronisch und Krebskranke in der Villa, ein Beitrag zu Bastel- und Spielmaterial zur Förderung der Lebensfreude oder der jüngste Beitrag von 2300 Euro zur Anschaffung des Villamobils zusammen mit Aktion Mensch zur Betreuung von schwerstkranken Kindern zu Hause - vieles hat der Verein mitgetragen. 2600 Euro wurden in ein Therapiehaus investiert, das der Vorstand im Villa-Garten in Eigenleistung aufgestellt hat. Nächstes Projekt ist die Beteiligung an der Finanzierung eines Therapiegartens hinter der Villa Kunterbunt - ein Vorhaben, das im Frühjahr in Angriff genommen wird. "Wir wollen mit unseren Spenden dafür sorgen, das Umfeld der kranken Kinder ein wenig schöner zu machen, den Kindern ganz einfach ein bisschen mehr Lächeln ins Gesicht zu bringen", formuliert der Vorsitzende Becker. Spendenkonto: 80013535 bei Sparkasse Eifel-Mosel-Hunsrück. Fördermitglieder und Spender sind jederzeit willkommen.

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