Ein Schmuckstück für alle

ÜRZIG. Mit etlichen freiwilligen Arbeitsstunden haben Ürziger Bürger das alte Frühmesserhaus renoviert. Dort sollen unter anderem Gemeinschaftsraum, Pfarrbüro und Sitzungssaal Platz finden.

Es war in die Jahre gekommen, das Ürziger Frühmesserhaus. Etliche Jahre ist es her, dass dort noch ein Frühmesser lebte, ein Geistlicher, der als Gegenleistung für seine Ruheständler-Unterkunft zur Entlastung des Gemeindepfarrers die Frühmesse zelebrierte. Zeiten, von denen heute nur noch die im Stiftungsvermögen verbrieften und heute verpachteten zirka 4000 Quadratmeter Weinbergsflächen zeugen, für die der Verwaltungsrat Sorge trägt. Denn in den vergangenen Jahren hatten in dem Gebäude Pfarrbüro, Sitzungsraum und die Jugend Platz gefunden. Doch der Zahn der Zeit hat an dem 1782 erbauten Haus Spuren hinterlassen. Eine davon: das undichte Dach. Bis ins Erdgeschoss tropfte der Regen. Und das so arg, dass Pfarrer Manfred Müllers schon in Verlegenheit geriet, wenn er Besucher in das Gebäude mit hinein nahm. Dem desolaten Zustand der Schiefereindeckung ist es laut Müllers aber andererseits zu danken, dass auch in Trier der Handlungsbedarf außer Frage stand. "Dadurch ging die Bewilligung relativ schnell", erklärt er. Insgesamt übernimmt das Bistum 60 bis 70 Prozent der Kosten. Mittel, ohne die das auch von der Gemeinde mit 10 000 Euro sowie mit einer monatlichen Kollekte unterstützte Projekt kaum realisierbar gewesen wäre. Zumal die Kosten der erforderlichen Arbeiten vom Bistum ursprünglich viel höher kalkuliert worden waren. Doch dank engagierter Eigenleistungen wird das Ganze viel günstiger ausfallen. "Wir werden voraussichtlich mit 300 000 Euro hinkommen", freut sich der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Josef Loosen, den Müllers den "heimische Bauleiter" nennt. Eine enorme Leistung angesichts der Arbeiten wie Dacheindeckung, Maurer- und Putzarbeiten oder zusätzliche wärme- und lärmdämmende Innenfenster sowie eine neue Treppe und die Renovierung der Außentreppe. Als sie im Februar 2002 mit der Entkernung des Gebäudes begannen, stand mancher Bürger den Investitionen in ein derart altes Gemäuer eher skeptisch gegenüber, erzählt Loosen. Zumal der ein oder andere das in einer engen Kurve gelegene Haus, an das 1866 die Kreuzkirche mit ihrem Turm aus dem 15. Jahrhundert andockte, eher als Verkehrshindernis sah. Doch mittlerweile kommt der Reiz des historischen Gebäudes mit seinem Schiefermauerwerk und den Fensterscheiben aus gezogenem Glas immer mehr zum Vorschein. Mit jedem Sandstein, der restauriert oder erneuert wurde, erhielt das Frühmesserhaus wieder ein wenig von seinem Charme zurück. Sodass das ortsbildprägende Gebäude sich bereits heute - obwohl voraussichtlich erst im Herbst fertig - als Schmuckstück präsentiert. Ein Kleinod, das auch in seinem Innern mit einigen Überraschungen wie Sandsteinkaminen oder einer ausgeklügelten Toilettenanlage aufzuwarten hatte. In einem Raum im Erdgeschoss entdeckten die Renovierer einen "Pütz", einen Brunnen, der mit einer Glasplatte abgedeckt den Besuchern des späteren Sitzungszimmers erhalten bleiben soll. Auf der gleichen Etage werden ein Pfarrbüro und eine durch die Kirche zugängliche Sakristei sowie Toiletten eingerichtet. Der erste Stock bleibt dagegen als großer an drei Seiten mit Fenstern versehener Raum samt kleiner Teeküche und angrenzender Toilette Anlässen wie Altentagen oder Privatfeiern vorbehalten. Inzwischen haben die ehrenamtlichen Helfer in den Ausbau des Frühmesserhauses rund 1300 Arbeitsstunden investiert - unentgeltlich, wie Loosen betont. Neben den Mitgliedern von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Maternus haben sich bisher der örtliche Musik- und Sportverein sowie die Heimatfreunde bei den Arbeiten eingebracht. Und natürlich etliche andere Freiwillige, meist Rentner. Die von Gesang- und Tennisverein angebotene Hilfe wird möglicherweise bei den Pflasterarbeiten in Anspruch genommen. Das Engagement der Helfer bedarf nach Loosens Erfahrung vor allem der Unterstützung der ganzen Familie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort