Ein Stück Geschichte muss gehen

WITTLICH. (mai) Das alte Tabaklager in der Kalkturmstraße, das nun abgerissen wird, hat viele Nutzer erlebt. Die Urenkelin des Erbauers erinnert sich.

Wie ein Haus im Dornröschenschlaf sah das alte Tabaklager in der Kalkturmstraße in den vergangenen Jahren aus: Die roten Steine waren vom Efeu komplett überwuchert. Ruth Neuerburg wohnt in der Nähe der Kalkturmstraße. Über das alte Tabaklager weiß sie noch so einiges. "Mein Urgroßvater Johann Neuerburg hat es gebaut. Das war 1883." Woran sie sich noch zudem gut erinnern kann, ist, dass der Urgroßvater Johann Neuerburg, der Tabakfabrikant war, den Tabak dort regelmäßig drei Monate lang lagerte. So habe er aus irgendwelchen Gründen keinen Zoll bezahlen müssen. Auch der Großvater, ebenfalls mit Namen Johann Neuerburg, hat das Haus als Tabaklager genutzt. 1909 wurde es aufgestockt. Der Großvater habe seine Fabrik zunächst in der Altneugasse gehabt. Als diese 1919 abbrannte, zog das Unternehmen laut Ruth Neuerburg in die Friedrichstraße um. Der Onkel von Neuerburg, Stefan Neuerburg, hat die Tabakverarbeitung dann noch etwas weiter betrieben. Er beendete dies 1937 wohl auch aufgrund von Auseinandersetzungen. Anschließend hat die Wehrmacht den ersten Stock des Gebäudes als Schreinerei genutzt. Die Post ist in das Erdgeschoss mit dem Telegrafenbauamt eingezogen. Nach dem Krieg sei der Tabak aus dem Wittlicher Tal in der Kalkturmstraße gelagert worden. In der Folgezeit gaben sich die Firmen in dem alten Gebäude die Klinke in die Hand. Die drei Möbelfirmen Zimmermann, Heinz und Teusch nutzten es ebenso wie die Mützenfabrik Thelen, die ihr Lager dorthin verlegte. Vor neun Jahren haben Ruth Neuerburg, ihre Schwester und ihre Cousine das Haus verkauft, das heute im Besitz der Volksbank ist und heute abgerissen wird. Es stand in den vergangenen Jahren leer. Laut Volksbank ist noch nicht klar, was in der Kalkturmstraße in Zukunft entstehen soll. Die ehemalige Tabakscheune und das bereits abgerissene Wohnhaus seien baufällig gewesen, hieß es.

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