Ein Traum wird Stein

SIMMERN. Deutsche Handwerksarbeit hat ihren Wert, wie der Simmerner Massivhausbauer "Kastell" beweist. Für einen englischen Kunden hat er eine Traumvilla gebaut, die Einzelteile mit 80 Lastwagen angeliefert und vor Ort mit eigenen Leuten montiert.

 Große Häuser sind für "Kastell Massivhaus" nichts Ungewöhnliches. Technikleiter Martin Kleinz, Planungsleiter Stefan Rieß und Dieter Hansen, Disposition (von links) haben da einige Erfahrung. Doch ihr jüngstes Projekt, von dem im Prospekt ein Teilausschnitt zu sehen ist, fiel gewaltig aus dem Rahmen. Foto: Ursula Schmieder

Große Häuser sind für "Kastell Massivhaus" nichts Ungewöhnliches. Technikleiter Martin Kleinz, Planungsleiter Stefan Rieß und Dieter Hansen, Disposition (von links) haben da einige Erfahrung. Doch ihr jüngstes Projekt, von dem im Prospekt ein Teilausschnitt zu sehen ist, fiel gewaltig aus dem Rahmen. Foto: Ursula Schmieder

Der Grundriss ist gar nicht so ungewöhnlich, dennoch sprengt das Atriumhaus mit Pool, Kino und einer Wohnfläche von 2500 Quadratmetern alle Dimensionen. Denn inmitten von Terrassen, Gartenanlagen und Teich verfügt das Anwesen über eine Fläche, die der von etlichen Einfamilienhäusern entspricht. Allein in die beiden Innenhöfe (zehn mal zehn Meter) passt je ein Haus, und in der Garage (14 mal acht) könnten sich vier Personen einrichten. Hinzu kommt ein Wohnzimmer von 150 Quadratmetern sowie Küche und Flur, die mit einem Winkelbungalow vergleichbar sind. Dass der "Pool" die Größe eines Hallenbades hat, versteht sich von selbst. Die Dimensionen sind jedoch nicht das einzig herausragende an der mit Stahlbeton-Fertigteilen errichteten Traumvilla. Nicht weniger beachtlich ist, dass der englische Architekt und Unternehmer Igor Kolodotschko diese in Simmern in Auftrag gegeben hat. Obendrein orderte er den Hunsrücker Montage-Trupp gleich mit sowie weitere Handwerker aus der Region, die alle via Hahn vor Ort gelangten. Die Wahl von Bauherr Kolodotschko spricht nicht nur für deutsche Wertarbeit, sondern auch für deren Preis. Drittes Plus ist die Zeit. Laut Kastell-Werkleiter Roman Schwörer versicherte ein Mitarbeiter Kolodotschkos, englische Firmen hätten im Stein-auf-Stein-Verfahren für ein solches Haus drei Jahre Rohbauzeit benötigt. In Simmern ging das viel schneller. Der erste Kunden-Kontakt war im Januar 2004, Baubeginn dann im September, und im Mai 2005 stand das, aus 1200 Einzelteilen konzipierte, Haus - mit 80 Lastwagen transportiert - schon vor Ort. Was den englischen Millionär in den Hunsrück geführt hatte, war die Suche nach einem Wasser undurchlässigen Keller. Via Internet fand er zu Kastell, schaute sich in Simmern um und bestellte dann gleich die gesamte Villa in Deutschland.Dokumentation läuft heute im Fernsehen

Trotz der, durch diesen Auftrag, gebundenen Kapazitäten baute das Simmerner Unternehmen in 2004 aber nicht etwa nur für England. Die 75 Mitarbeiter errichteten für Kunden in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland 67 Ausbauhäuser, elf Selbstbauhäuser und 293 Stahlbeton-Fertigteil-Keller. Bei den Ausbauhäusern schafften sie gegenüber 2003 eine Steigerung von 13 Prozent. "Gegen den allgemeinen Bautrend", wie Planungsleiter Stefan Rieß hervor hebt. Größere Dimensionen sind für Kastell nicht neu, da zum Beispiel Altenwohnheime momentan boomen, so der Technische Leiter Martin Kleinz. Die seit zehn Jahren autarke "Bautechnik Simmern", die sich aus der Fertigung von Kellern entwickelt hat, ist ein Unternehmensbereich der schwäbischen "Schwörer Gruppe", einem Spezialisten für Holzständerbauweise. "Wir sind die Massivhaus-Abteilung in Simmern", verweist Rieß auf den hohen Vorfertigungsgrad und die individuelle Ausführung. Die Kastell-Konstruktion basiert auf einem Zwei-Schalen-System der Betonfertigteile, die mit vorinstallierten Kabeln und Innenputz geliefert werden. Den Unterschied von Holzständer- und Massivhaus verdeutlicht der Transportaufwand. Reichen bei dem einen zwei Sattelzüge, so gehen die etwa 100 Wand- und Deckenelemente eines Kastell-Einfamilienhauses schon wegen ihres Gewichts mit zehn 40-Tonner-Lastwagen auf die Reise. Dieter Hansen, Disposition: "Bestellungen kommen in der Regel sehr kurzfristig." Dennoch verlässt ein Standard-Keller schon nach drei Wochen das Haus. Das in Simmern und zwei weiteren Kastell-Standorten hauptsächlich verwendete Material ist "Liapor", ein wärmedämmendes Material aus gebrannten Tonkugeln. Bau und Montage der Villa dokumentiert ein Film der Hunsrücker Regisseurin Kerstin Rudat. Sendetermin ist heute, Freitag, 22.15 Uhr auf Vox in der Sendung "Spiegel TV Thema".

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