Ein Wittlicher in Vietnam

Seit zwanzig Monaten arbeitet Thomas Okfen im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in der Provinz Thanh Hoa im Norden Vietnams. Den TV-Lesern berichtet er von seiner Arbeit, davon, wie er dort lebt und Weihnachten und Silvester verbringt.

 Thomas Okfen (Zweiter von links) mit einer Hmong-Familie und dem Dorfleiter (links). Foto: privat

Thomas Okfen (Zweiter von links) mit einer Hmong-Familie und dem Dorfleiter (links). Foto: privat

Wittlich. Drei Jahre hatte Thomas Okfen als forstlicher Berater in Nepal gearbeitet. Nach sechs Jahren als Stadtförster in Heidelberg übernimmt er im Frühjahr 2008 seinen Dienst als Berater in drei Naturschutzgebieten in Vietnam. Diese Schutzgebiete (Xuan Lien, Pu Hu und Pu Luong) sind reich hinsichtlich ihrer biologischen Vielfalt und haben weltweit eine einzigartige Bedeutung für den Artenschutz.

Zu Okfens Aufgaben gehört der strikte Schutz der Kernzonen, die Fortbildung der zuständigen Forstbeamten und die enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, um das Bewusstsein für den Naturschutz zu verbessern. Vor einigen Tagen berichtet Okfen aus Vietnam: "Mir geht es soweit ganz gut. Ich bin gesund und munter. Und doch, die enorme Hitze und Schwüle im Sommer, die unangenehme Kälte im Winter, Unmengen von Moskitos und Blutegel im Wald, sowie die ungewohnte Ernährung machen mir immer noch zu schaffen."

In den Schutzgebieten leben drei verschiedene Volksstämme mit eigenen Sprachen und Traditionen. "Gemeinsam mit den Minderheiten planen und entwickeln wir Projekte, die von verschiedenen deutschen Gebern (W.P. Schmitz Stiftung, Rosa Luxemburg Stiftung, Deutscher Entwicklungsdienst DED) unterstützt werden, wobei Nachhaltigkeit und die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund stehen", sagt Okfen (siehe Extra).

Und wie sieht so ein Arbeitstag aus? "Morgens um 5.30 Uhr heißt es Aufstehen. Die Forstbeamten und ich wollen ein wenigbesuchtes Waldteil in der Kernzone des Schutzgebietes Xuan Lien besuchen. Um 6 Uhr fahren wir mit dem Pickup über holprige Straßen in das Dorf Hanh Cau. Dort angekommen geht es, bepackt mit Verpflegung, Schlafsäcken und Zelten im Gänsemarsch weiter. Wir sind im ursprünglichen Primärwald angelangt und die ersten mächtigen, alten Bäume sind erkennbar. Ab und an überqueren wir einen Bach, an dem wir unsere heißen Gesichter kühlen und pausieren. Gleichzeitig nutze ich die Gelegenheit, Schuhe und Waden nach Blutegeln abzusuchen. Diese Plagegeister lauern überall am Weg.

Es beginnt zu regnen, die Pfade werden glitschig wie Schmierseife. Wir nähern uns langsam dem Bergrücken, als wir eine kleine Lichtung mit zwei frischen Baumstümpfen erblicken. Aha, hier wurden zwei stärkere Bäume gefällt, mit Handsägen in Balken und Bretter geschnitten und äußerst mühsam ins Tal geschleppt. Natürlich ist das nicht in unserem Interesse! Das Gesehene wird dokumentiert. Die Kollegen werden dem Fall gewissenhaft nachgehen. Nach dem Essen (Schweinefleisch, Huhn und natürlich Reis), zwingt uns der stärker werdende Regen zum Rückzug, der zur Rutschpartie ausartet. Völlig durchnässt, verschwitzt und müde werfen wir später das Gepäck auf die Ladefläche des Autos und lassen uns in die weichen Sitze fallen.

Morgen ist Innendienst angesagt, und übermorgen fahre ich in das Naturschutzgebiet Pu Hu. Dort wollen wir uns über Möglichkeiten im Bereich des Ökotourismus unterhalten. Ich freue mich schon darauf, solange es nicht wieder regnet. An den beiden Weihnachtstagen mache ich normalen Dienst im Büro und werde im Naturschutzgebiet Pu Luong sein. Einen Christbaum habe ich leider nicht, aber dafür konnte ich eine Lichterkette in Hanoi erstehen, und die schmückt auf der Terrasse eine große Topfpflanze. Das sieht gar nicht schlecht aus. Lediglich der Anruf daheim bei meiner Familie wird nicht ganz einfach sein. Obwohl Silvester kein Festtag ist - hier wird das so genannte Tet-Fest gefeiert, das sich nach dem Mondkalender richtet (Mitte Februar) - wollen wir unseren Jahresabschluss feiern. Um 24 Uhr stoßen wir, wie daheim, mit Bier an, und somit findet das Jahr ein schönes Ende. Im August trete ich die Heimreise an. Darauf freue ich mich sehr, denn je mehr ich reise, umso klarer wird mir, dass wir in Deutschland in einem verdammt schönen Land leben. Und das in fast jeder Beziehung." Extra Beispiele laufender Projekte: Trainings zum verbesserten Reisanbau (insgesamt 60 Tage und 1340 Teilnehmer), Trainings zur verbesserten Schweinehaltung in zehn Dörfern (und Zuschuss für den Ankauf von 225 Schweinen), zwei Projekte über angepasste Möglichkeiten zur nachhaltigen Landnutzung in den Mittelgebirgslagen (Erosionsschutz), Trinkwasser- und Bewässerungsanlagen für Dörfer und landwirtschaftliche Flächen, Baumschulen und Aufforstungen, Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über Naturschutz mittels Veranstaltungen unter anderem in Schulen, Förderung des Ökotourismus und Einrichtung von Übernachtungsmöglichkeiten in acht Dörfern inklusive des Baus von sanitären Einrichtungen und der Erstellung von Wanderkarten und so weiter im Naturschutzgebiet Pu Luong.

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