Ein "dicker Brocken" für Zeltingen-Rachtig

ZELTINGEN-RACHTIG. (urs) Die hohen Investitionen nehmen in Zeltingen-Rachtig kein Ende. Den Ort bringt das zwar voran – doch auch Defizit und Schulden steigen.

Nach Großprojekten wie Schorlemerhaus und Uferallee investiert Zeltingen-Rachtig auch 2007 kräftig in den Straßenbau. Allein die Weingartenstraße wird den zweitgrößten Ort der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues mehr als 350 000 Euro kosten. Insgesamt sollen in Straßenbau und damit verbundene Projekte 932 000 Euro fließen. Da wundert es nicht, dass der Ort von einem ausgeglichenen Haushalt derzeit nur träumen kann. Als Haupt-Verursacher der Misere nennt Kämmerer Günter Wagner "exorbitant weggebrochene Einnahmen". Selbst wenn einzelne Positionen stiegen, bleibe den Gemeinden oft weniger als ein Jahr zuvor. Aktuell wird das an den Umlagen deutlich. Obwohl die Verbandsgemeinde diese um fast vier Prozent gesenkt hat, muss Zeltingen-Rachtig rund 100 000 Euro mehr zahlen als 2006.Freie Wähler verweigern Zustimmung zum Haushalt

Da wundert es nicht, dass bei einer investierenden Groß-Gemeinde unterm Strich ein fettes Minus steht. Ortsbürgermeister Manfred Kappes bezeichnet das jährlich steigende Defizit von nun rund 564 000 Euro als erschreckend "dicken Brocken". Fehlten 2004 noch 69 000 Euro, so kommen 2007 wohl 186 000 Euro neu dazu. Parallel dazu wachsen die derzeit mehr als 1,2 Millionen Euro Schulden, die bis zum Umbau des Schorlemerhauses vor drei Jahren noch bei 350 000 Euro lagen. Doch dafür hat sich in der Gemeinde, die mit Hochdruck ihr Neubaugebiet vorantreibt, auch enorm viel getan. Die beiden größten Fraktionen stehen daher hinter dem Haushalt 2007. Die Bürgerliste Zeltingen-Rachtig hoffe aber, so Fraktionssprecher Ulrich Schneider, dass dieses Defizit "der negative Spitzenrekord" bleibe. Mit den Worten "Stillstand bedeutet Rückgang" begrüßt auch Oswin Schädler (CDU) die 2007er-Investitionen. Lediglich die Freien Wähler verweigern ihre Zustimmung. An der wiederholt bemängelten Zusammenarbeit von Gemeinde und Mehrheitsfraktionen mit ihnen habe sich bisher nichts verbessert, mahnt Hans-Peter Ehses die Rückkehr zur "vernünftigen Zusammenarbeit" an. Gemeindechef Kappes spielt den Ball jedoch zurück. "Sie sind dran, Vorschläge zu machen", vermisst er umsetzbare Ideen. Kritik übt er zudem an Äußerungen und Aktivitäten, die das Miteinander in der Gemeinde belasten. So etwa an der Debatte um den Ausbau der Weingartenstraße, der nun ohne Pflaster sehr viel günstiger sei - auch für die mit zwei Drittel der Kosten beteiligten Anlieger. Als inkonsequent bezeichnet er ein Flugblatt der Freien Wähler, das ihn als Bürgermeister der Doppelgemeinde angreife, aber nur in einem Ortsteil verteilt worden sei. Dem Ort nicht gedient hat seiner Ansicht nach auch eine Radiosendung, zu der er als Rachtiger gegenüber seinem Zeltinger Amtsvorgänger Hans-Peter Ehses feststellt: "Wir werden nicht von Rachtig ferngesteuert."

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