Ein fröhliches Fest

MÜLHEIM. Für einen Abend bot das Mülheimer Haus der Gemeinde eine stimmungsvolle Kulisse für ein fröhlich-besinnliches Pessachfest.

Ein Gläschen koscheren Wein aus Israel zur Begrüßung, und schon geht es hinauf zu den festlich gedeckten Tischen. Die Atmosphäre, die die rund 50 Pessachfest-Gäste im Mülheimer Haus der Gemeinde empfängt, könnte kaum stimmungsvoller sein. Zwischen Frühlingsblumen liegen auf den Tischen bereits "Mazza" bereit, aus ungesäuertem Teig hergestellte Brotfladen, die einfach unverzichtbar sind für ein Pessachfest. Erinnert dieses doch an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Und auf ihrer Flucht hatten die Menschen damals nun einmal keine Zeit für aufwändige Backkunst. Daher nahmen sie nur Mehl und Wasser, wie Gastgeber Yaghoub Khoschlessan erklärt, dessen Verbindung zu Mülheim daher rührt, dass er dort lange Zeit als Allgemeinmediziner praktizierte. Beginnend mit der für die Sedar-Zeremonie typischen Rezitation biblischer Geschichte entführt Khoschlessan seine Gäste in eine andere Welt. Mit gebührendem Ernst leitet er über zur 15-stufigen Zeremonie mit dem rituellen Waschen der Hände und Lobgesang. Allerdings kommt auch der Humor nicht zu kurz. So etwa mit der Anekdote über die verständliche Scheu, mit (Präsident George W.) "Bush" zu sprechen: "Ich habe einmal mit "Busch" gesprochen und musste 40 Jahre durch die Wüste gehen." Erzählungen wie diese gehören zum Pessach, diesem fröhlichen Fest, das mit dem Anzünden der Kerzen beginnt. Das Abendessen mit orientalischen Spezialitäten wie Knödelsüppchen, Hühnchen mit Reis, Datteln, Nüssen und Oliven rückt darüber fast ein wenig in den Hintergrund. Für zwei Schwestern aus Platten waren es denn auch weniger die kulinarischen Genüsse, die sie an diesem Abend nach Mülheim führten. "Mich interessieren die jüdische Kultur und Religion", sagt Hanna Ziems, die auch schon mal an einer Mahnwache zur Reichspogromnacht teilnahm. Bis heute ist ihr ein Erlebnis ihrer Mutter in Erinnerung, die mit ihrem Mitgefühl für die Juden beim Einkaufen angeeckt war. Ihre Schwester Klara Schaaf hat durch ihre Nachkriegslehre bei einem Rechtsanwalt viel über das Unrecht erfahren, das Mitbürgern jüdischen Glaubens widerfahren ist. Die Ungerechtigkeit bringt sie noch heute auf: "Erst haben sie die Juden angepumpt und dann gesagt, der hat uns die Kuh aus dem Stall geholt."

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