Ein letztes Mal "Gut Holz"

TRABEN-TRARBACH. Was in der Gerüchteküche lange gärte, hat sich nun bestätigt. Aus gesundheitlichen Gründen hat Inhaber Heinz Mergen das traditionsreiche Gasthaus Germania im Stadtteil Traben geschlossen.

Die Kegler des Traben-Trarbacher Clubs "Die flotten Athleten" trifft die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel: "Heute ist zum letzten Mal Kegeln, ab morgen ist die Germania geschlossen", verkündet Lore Lebenstedt, seit 28 Jahren die gute Seele des Gasthauses in der Kirchstraße.Betroffenheit macht sich breit unter Tina, Steffi, Detlef, Alo, Tilo, Petra, Walter und Horst. Seit 25 Jahren haben sie in wechselnder Besetzung einmal im Monat in der "Germania" gekegelt. Sie bedauern die Schließung des Hotels und der Kegelbahn sehr. "Ein Investor müsste ein bisschen was reinstecken und die Räume attraktiver machen", meinen sie, dann könnte das Gasthaus mit seinen fünf Doppel- und zwei Einzelzimmern ein interessantes Ziel für Kegelclubs aus dem ganzen Land werden. Immerhin habe es eine zentrale Lage und liege nahe am Bahnhof.Viele Urlauber aus nah und fern, aus dem In- und Ausland, Radfahrergruppen und Kegler haben in den vergangenen Jahrzehnten in der "Germania" Station gemacht. Lore Lebenstedt erinnert sich gar an einen prominenten Gast, den in den 70er Jahren populären Sänger Ricky Shayne, der vor zwei Jahren mit Frau und Kindern auf einer Moselradtour im Hotel abstieg und dem es dort gut gefallen hat. "An Karneval war früher hier die Hölle los", erinnern sich die "Flotten Athleten". "Das war d e r Treffpunkt, man hatte keine Chance umzufallen."Doch Inhaber Heinz Mergen (78) haben zwei Schlaganfälle stark zugesetzt, und aus gesundheitlichen Gründen schließt er nun sein Haus. Der einst aktive Kegler, der sogar schon Deutscher Meister war und in der Nationalmannschaft mitgespielt hat, stellte überdies fest, dass die Gäste anspruchsvoller geworden sind. Seine adretten Zimmer verfügen zwar über Heizung und Waschbecken, Duschen und Toiletten befinden sich jedoch auf dem Flur. Komfort ist heute gefragt, und so gingen die Übernachtungszahlen immer weiter zurück."Stolz vorbei" -Stammgäste auf der Kegelbahn

Jeden Freitag und das 45 Jahre lang hat sich der Kegelclub "Stolz Vorbei", der sich aus acht munteren Herren zusammensetzt, in der "Germania" getroffen. Manfred Fink ist derzeit Präsident des Vereins, und mit seinen Mitkeglern Richard Huesgen, Theo Schon, Karl-Wilhelm Müller, Alfred Jungbluth, Karl-Julius Clauß, Otto Fülle und Manfred Gerhard ist er überzeugt: "Wir werden nicht auseinander gehen." 29 Mal hat der Traditionsclub die Stadtmeisterschaft gewonnen. "Das Kegeln hat uns verbunden", sagen sie, und Theo Schon lacht: "Hier wird große Politik gemacht". Als "kleinen Stammtisch" bezeichnet Alfred Jungbluth das wöchentliche Treffen der acht Herren, die mit den Ehefrauen regelmäßige Reisen und Wandertouren unternehmen. Die Schließung des Gasthauses und der Kegelbahn bedauern sie sehr. "Wir haben uns die ganzen Jahre immer auf den Freitagabend gefreut, hier wurde man auch oft Neues gewahr."Sie schätzten die sportliche Betätigung und die Geselligkeit. Leider fehle heute der Nachwuchs, der lieber Tennis oder Golf spiele. Nichtsdestotrotz will der fröhliche Club die Fahne hochhalten und sich weiterhin regelmäßig treffen.Einen Einschnitt bedeutet die Schließung auch für Lore Lebenstedt, die 28 Jahre lang die gute Seele des Hauses war, "Mädchen für alles", wie sie selber sagt. Vor keiner Arbeit schreckte sie zurück, früh musste sie aus den Federn, auch abends war sie im Einsatz und stets zur Stelle, wenn Not am Mann war. Ihre Zuverlässigkeit, Liebenswürdigkeit und ihr Humor machten sie bei allen Gästen beliebt.

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