Ein paar Asse sind noch im Spiel

WITTLICH. Was will Kunde König? Welche Trümpfe kann der Facheinzelhandel in der Innenstadt noch ausspielen, damit die "Grüne Wiese" nicht noch mehr gewinnt? Allen Anstrengungen der Vergangenheit zum Trotz, sagt eine Studie: In Wittlich gibt es noch Potenzial.

Der Einzelhandel in Wittlich ist Thema der Diplomarbeit von Christine Schmeiser am New College Durham in England. Vor einem halben Jahr sammelte die Wittlicherin vor Ort Fakten, befragte 32 Geschäftsleute, Kunden, Stadtverwaltung und Stadtmarketingverein (der TV berichtete). Das Ergebnis liegt nun vor: Die Studentin bekam eine "Eins" und gibt jetzt Tipps, wie die Innenstadt sich mit vereinter Kraft selbst ein verbessertes Zeugnis erarbeiten kann. Kernöffnungszeiten und Kundenwünsche

Über 100 Konsumenten hat Christine Schmeiser befragt. Die schlechte Nachricht: Das Warenangebot der Stadt bekam die Durchschnittsnote 3,52, das Preisniveau eine 3,30. Die gute Nachricht: Das im Frühjahr vermisste Angebot von Lebensmitteln und Spielwaren wurde inzwischen durch Geschäfte in der Burgstraße und am Pariser Platz verbessert. Doch auch die Note 3,47 für die Öffnungszeiten zeigt: Hier gibt es noch Potenzial. Die Studentin schlägt als Lösung verlässliche Kernöffnungszeiten vor. Da die Kunden angaben, nur 2,5 Mal im Monat in der Innenstadt zu kaufen - im Gegensatz dazu 7,5 Mal in Außenbereichen/Umland - empfiehlt die Autorin außerdem dem Stadtrat, "keine zusätzlichen Einzelhandelsflächen mehr zu erschließen. Das Verhältnis Innenstadt zu Grüner Wiese ist ohnehin schon ungünstig." Und dass ein Lächeln Wunder wirken kann - auch bei König Kunde -, das ist eine Lektion, die laut Studie noch nicht jeder beherzigt. Zwar gibt es für "Freundlichkeit" von den Käufern eine 2,89 als Schulnote und damit die Beste des "Zeugnisses", (für "Service" gab es eine 3,12), doch zeigt diese Durchschnittsbewertung: Es gilt noch Trümpfe auszuspielen. So empfiehlt Christine Schmeiser: "Da kleine Einzelhandelsgeschäfte Produkte nicht zu Niedrigpreisen anbieten können, sollten sie versuchen, den Wert der Produkte anders zu steigern. Es sollte berücksichtigt werden, dass Konsumenten kompetentes und freundliches Verkaufspersonal sowie guten Service besonders wichtig finden. Einige Geschäfte sollten dringend ihr Verkaufspersonal schulen oder durch geschultes und motiviertes Personal austauschen lassen." Immerhin hat die junge Frau vor dem Start ihrer Befragung selbst anonym sieben Geschäfte besucht: In dreien war der Rundum-Service erstklassig, in dreien enttäuschend und in einem empfand sie das Personal als "sehr aufdringlich". An die Vermieter geht der Hinweis, die Preise zu senken. Dem Stadtmarketingverein rät sie, das Image "Mitglied zu sein, sei rausgeschmissenes Geld" zu entkräften, indem der Verein "weniger Events organisiert" und das so frei werdende Potenzial in "Initiativen zur langfristigen Verbesserung und Belebung der Innenstadt zu konzentrieren." Ansonsten gibt es noch ein gutes Signal: Während die Stimmung der Geschäftsleute bei der Befragung im Februar Existenzängste offenbarte, sei die Lage nun etwas entspannter, sagt die Studentin. Sie hat den befragten Einzelhändlern eine Zusammenfassung ihrer Arbeit zur Verfügung gestellt.

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