Ein renommierter Betrieb soll Zugpferd sein

TRITTENHEIM. Ökologisch arbeitende Winzer müssen bei der Pflege der Wingerte und bei der Weinbereitung wachsamer sein als konventionell arbeitende Kollegen. Keine leichte Aufgabe.

2000 Hektar Weinberge werden in Deutschland nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet, das sind zwei Prozent der Gesamtfläche, die bei etwa 100 000 Hektar liegt. In Rheinland-Pfalz sind in diesem Bereich rund 200 Betriebe tätig, die über eine Rebfläche von 1400 Hektar verfügen. Das Gros der bundesdeutschen Fläche liegt also in Rheinland-Pfalz. Geht es nach Weinbau-Staatssekretär Günter Eymael, dann könnte die Zahl der ökologisch arbeitenden Winzer ruhig noch steigen. "Ich wünsche mir, dass es noch mehr solche Betriebe gibt", sagte er beim fünften Bioland-Weinbautag, zu dem 70 Winzer aus ganz Deutschland nach Trittenheim gekommen waren. Eine Sogwirkung könnte vielleicht entstehen, wenn das renommierte pfälzische Weingut Bürklin-Wolf seine Produktionsweise umstellt. Bestrebungen dazu gebe es, sagte Eymael. Von einer Nische könne im Zusammenhang mit den Öko-Winzern nicht mehr gesprochen werden. "Schließlich wird der chemische Pflanzenschutz ein immer sensibleres Thema", sagte Eymael. Der Staatssekretär kam mehrmals auf das Thema "Entbürokratisierung" zu sprechen. Das kam bei den Winzern gut an. "Sie haben den Bio-Betrieben aus der Seele gesprochen", sagte Eckard Reiners, der beim Bioland-Verband Ressortleiter für den Bereich "Produktion und Erzeuger" ist. "Wir werden überwacht und kontrolliert wie kaum jemand", klagte er. Sein Verband stelle sich Kontrollen. "Einiges könnte man aber kritisch überdenken", sagte Reiners. Ohnmächtig hatten manche ökologisch arbeitende Winzer, besonders an der Mosel, im vergangenen Jahr miterleben müssen, wie die Schwarzfäule ihren Trauben zusetzte. Es gab und gibt immer noch kein Mittel, mit dem Öko-Winzer der Schwarzfäule Herr werden können. Erhebliche Ernteausfälle waren die Folge. "Die Weinbauämter haben in den vergangenen Wochen intensiv die Situation aufgearbeitet und bereits Rodungen zwangsweise durchgeführt", sagte Eymael. "Ich bin zuversichtlich, dass dieses besondere Problem für die ökologisch wirtschaftenden Betriebe in naher Zukunft ausgeräumt ist." Die Beseitigung der Drieschen komme aber allen Winzern zugute. Michael Maixner (Institut für Pflanzenschutz im Weinbau, Bernkastel-Kues) warnte aber vor zu früher Entwarnung. "Die Schwarzfäule hat sich etabliert. Die kriegen wir so schnell nicht weg", sagte er. Trockene und kühle Sommer würden für Linderung sorgen. Aber eine solche Witterung sei auch nicht im Sinne der Winzer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort