Ein starker Jahrgang meldet sich zu Wort

BERNKASTEL-KUES. In ganz Rheinland-Pfalz diskutierten am Mittwoch Schüler mit Politikern. Im Mittelpunkt standen der 9. November 1938, die Reichspogromnacht, und der Mauerfall am 9. November 1989.

"Sternstunde der Demokratie." So hieß es Ende Januar an dieser Stelle, nachdem die Zehntklässler der Hauptschule Bernkastel-Kues mit den Landtagsabgeordneten Günter Rösch (SPD) und Alex Licht (CDU) im Rahmen einer landesweiten Aktion über das Thema "Nationalsozialismus" diskutiert hatten. Am Mittwoch setzte der Nachfolgejahrgang, wieder im Gespräch mit den beiden Abgeordneten, diese Sternstunde fort. Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, hatten die Schüler Zeugnisse zum Thema "Wider das Vergessen und für die Demokratie" präsentiert. Gestern stand ein besonderes Datum an, das gleich in mehreren Jahren schicksalhaft für Deutschland war, ist und immer sein wird: der 9. November.Glück und Tragik wechseln sich ab

1918 wurde an diesem Tag die Republik ausgerufen, 1923 scheiterte ein früher Putschversuch Adolf Hitlers, 1938 wurden in der Reichspogromnacht Synagogen und jüdische Geschäfte angezündet. 1939, wenn auch am 8. November, schlug Georg Elsers Attentatsversuch auf Hitler fehl. Am 9. November 1989 fiel die Mauer und damit der "Eiserne Vorhang". So standen die zwei Stunden in der Hauptschule folgerichtig unter dem Motto: 9. November - glückliche und tragische Momente. Schülerinnen und Schüler erfüllten die geschichtsträchtigen Daten - teilweise sogar mit Original-Dokumenten wie der denkwürdigen Rede mit der Günter Schabowski, Mitglied des DDR-Politbüros, 1989 die Mauer öffnete und die Wiedervereinigung beschleunigte. Seit Beginn des Schuljahres hatten sich die knapp 30 Zehntklässler im Geschichtsunterricht unter Anleitung ihres Lehrers Franz Fuhrmann mit diesen Meilensteinen der deutschen Geschichte beschäftigt. Sie erkannten dabei auch die Zusammenhänge zwischen den Daten. Ohne Adolf Hitlers zerstörerisches Werk hätte es beispielsweise nie die Teilung Deutschlands gegeben. Die Teilnehmer an der Diskussion blickten aber nicht nur zurück. Schüler, Lehrer und Politiker schauten auch nach vorne. Rösch und Licht riefen die Schüler dazu auf, sich zu engagieren und extremen Parolen zu widersetzen. "Es ist euer Land und eure Demokratie, auch wenn es manchmal holprig ist", sagte Günter Rösch. "Wir haben eine lebendige Demokratie. Dazu müsst Ihr beitragen", pflichtete ihm Alex Licht bei. "Wir sind ein starker Jahrgang", hieß es von Seiten der Zehntklässler. Hintergrund: Viele von ihnen sind 1989, dem Jahr des Mauerfalls, geboren. "Ihr lauft parallel zur Wiedervereinigung", sagte Franz Fuhrmann. Es werde bestimmt noch Jahre dauern, bis die Wiedervereinigung abgeschlossen sei, glauben die Politiker. Die Schüler könnten daran mitwirken.

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