Eindringlich und behutsam

WITTLICH/BERNKASTEL-KUES. (ger) "Blechreiz" in der Markuskirche und zu Herzen gehende Jazzklänge: Das Trierer Ensemble um Helmut "Daisy" Becker konzertierte mit alten und neuen Weihnachtsliedern zur Freitagsmusik im Advent in St. Markus in Wittlich und der Michaelskirche in Bernkastel-Kues.

Sechs Musiker betreten den Chorraum der Wittlicher Markuskirche. Erwartungsvoll sind die Zuhörer. Alle Altersgruppen sind vertreten. Im Altarraum drei brennende Adventskerzen, an der Seite einige Utensilien zum anstehenden Aufbau der Weihnachtskrippe, dazu mehrere hohe Fichten als Weihnachtsbäume schon installiert. Moderator Friedel Hargarten spricht passend von Wartezeit, von spannungsgeladener Zeit, die ihre Reize habe ebenso wie die Weihnachtslieder in Jazz, dargeboten vom Ensemble "Blechreiz". Es beginnt mit beinahe echtem "Glockenklang" und dem englischen Traditionslied "Past 3'o clock". Sofort war klar: Helmut Becker, Markus Stoll, Marco Jakobs (alle Trompete), Lothar Feiber, Stefan Weis (Posaune) und Reimund Berg (Tuba) sind ein eingespieltes Team. Musiker, die sich blind verstehen, die ihre Instrumente beherrschen. Mal gedämpfte Melodien, mal heller Strahl, deutlich und sauber phrasiert mit unauffälliger und eben deswegen passender Dynamik. Sechs exzellente Musiker bringen weihnachtliche Melodien in verschiedenen Jazz-Stilen zu Gehör. Die weltbekannten Weihnachtslieder "White Christmas" aus dem 20. Jahrhundert und "Stille Nacht" aus dem 19. Jahrhundert sind ebenso vertreten wie "Es ist ein Ros entsprungen" aus dem 16. Jahrhundert oder neuere Melodien "We wish you a merry Christmas", alle arrangiert von Helmut "Daisy" Becker, dem Chef der Gruppe. Kein "wilder" Jazz wird geboten, sondern exzellent vorgetragene Melodien, die zu Herzen gehen. Anders als gewohnt zwar, aber doch eindringlich und behutsam und ohne allzu große Verfremdung weihnachtlicher Musik. "Kommet Ihr Hirten" erinnert an den James-Last-Sound. Bei White Christmas steht ein Flügelhorn im Vordergrund, dessen zartem Sound und gefühlvoller Interpretation sich die Ensemblemitglieder anpassen, um dann den Abschluss als kräftiges Fortissimo durch das Kirchenschiff erstrahlen zu lassen. Bei "O Tannenbaum" erzählt Friedel Hargarten ausführlich von der Geschichte des Weihnachtsbaumes, während er bei "Es ist ein Ros entsprungen" von einem besinnlichen Lied spricht, das in unserer heutigen rauen Zeit auch zarte Pflänzchen wahrzunehmen vermag. "Blechreiz" reizte durch die Musik von fröhlichen und nachdenklichen Weihnachtsliedern musikalisch und inhaltlich. Weihnachtslieder in Jazz werden zu einem echten Weihnachtskonzert. "Let it snow" zum Abschluss verdeutlichte den Wunsch nach weißer Weihnacht. Mal sehen, was draus wird. "Blechreiz" konzertiert noch einmal am Freitag, 26. Dezember, 17 Uhr, in der evangelischen Kirche Traben-Trarbach.

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