Eine Art Schnitzel-Maut

WITTLICH/MAINZ. "Kleinvieh macht auch Mist", sagt der Volksmund. Von einer kleinen Gesetzesänderung profitiert daher der Schlachthof Simon in Wittlich, führendes Unternehmen der Branche im Land.

Ein Blick auf den "virtuellen" Schlachthof im Internet liefert die Zahlen: 350 Mitarbeiter arbeiten auf einem 35 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände. Sie produzieren rund um die Uhr im Jahr 65 000 Tonnen Fleisch. Nach Angaben der Firma werden in Wittlich täglich rund 2000 bis 3000 Tiere geschlachtet, zerlegt, verpackt und ausgeliefert. Pro Woche rechnet man mit 13 000 bis 14 000 Schweinen und 250 Rindern, die in der Kreisstadt zur Ware Fleisch werden. Nach Stückzahlen wurden bislang auch die Tierärzte und Fleischbeschauer entlohnt, deren Arbeit saubere Qualität sichern soll. Und bei Kosten pro Stück kommt in Wittlich aufgrund der Größe des Unternehmens einiges zusammen. "Jede Leistungssteigerung, also Erhöhung der Stückzahl, kommt ausschließlich den Fleischbeschauern oder Tierärzten zu Gute", sagt Paul Simon. "Der Betrieb hat bisher nichts davon. Deshalb kommt die Initiative zu einer Gesetzesänderung von uns." Tatsächlich fand das Unternehmen Gehör: In Mainz haben SPD, CDU und FDP einen Änderungsantrag gestellt, der das "Landesgesetz zur Ausführung fleisch- und geflügelfleisch-hygienerechtlicher Vorschriften" betrifft. Dieter Burgard, MdL, SPD, sieht die Gesetzesänderung noch vor der Sommerpause als beschlossene Sache im Landtag an: "Wir gehen auf die Wünsche von Schlachthöfen wie der Simon-Fleisch GmbH in kreisangehörigen Städten ein. Der Standort des Schlachthofs Wittlich wird damit im Wettbewerb gestärkt." Die Gesetzesänderung soll für Gleichheit sorgen: Bisher können in nicht-kreisfreien Städten wie Wittlich keine so genannten "öffentlichen Schlachthöfe" selbst oder durch Dritte betrieben werden. In diesen öffentlichen oder öffentlich beauftragten Schlachthöfen aber lässt sich viel günstiger produzieren - bis zu 30 Cent aufs Stück Vieh günstiger als etwa in Wittlich. Grund: Während Simon nach Stückzahlen bezahlen muss - also eine Art "Schnitzel-Maut" an die Fleischbeschauer zahlt -, können öffentliche Schlachthöfe Fleischbeschauer per Stundensatz nach Tarifvertrag vergüten. Das ergibt gerade bei hohen Stückzahlen Einspar-Effekte. Nach einer Gesetzesänderung könnte auch der Schlachthof der Gebrüder Simon ein öffentlicher oder ein öffentlich beauftragter Schlachthof werden. Aus Sicht der Veterinäre kein Problem, wie Ute Erz von der Kreisverwaltung mitteilt: "Hinsichtlich der Zuständigkeit für die veterinärrechtliche Überwachung wird sich keine Änderung ergeben." Die Kreisverwaltung bleibe für die Schlachttier- und Fleischuntersuchung zuständig. Es gebe auch keine finanziellen Auswirkungen für den Kreis. "Träger eines öffentlichen Schlachthofs wird die zuständige Kommune, hier die Stadt Wittlich. Diese kann dann über eine Satzung Näheres regeln wie die Öffnungszeiten und die Möglichkeiten zur Schlachtung in einem solchen Betrieb durch andere Metzger." Im speziellen Fall dürfte vermutlich eher die "Beauftragung" in Frage kommen: Der Schlachthof Simon würde weiter auf eigene Rechnung und in eigener Verantwortung produzieren - im Auftrag der Stadt. Egal, wie die Vorgehensweise letztlich sein wird, für Paul Simon ist die Gesetzesänderung in jedem Fall eine gute Nachricht für Standort und Mitarbeiter: "Es ist eine ganz kleine Änderung. Aber sie stellt unsere Wettbewerbsfähigkeit sicher."

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