Eine Haferration für den Heimweg

OBERÖFFLINGEN. 74 Reiter kamen zur traditionellen Pferdesegnung am Ostermontag nach Oberöfflingen. Auch Pater Jakob Konrad aus dem Nachbarort Niederöfflingen war kurz nach seinem 90. Geburtstag wieder mit dabei.

Jahr für Jahr reiten die Teilnehmer der Oberöfflinger Pferdesegnung früh am Morgen los, um an der besonderen Veranstaltung teilzunehmen. Nach dem Grund gefragt, antworten alle einstimmig: wegen der schönen Tradition. Hermann-Josef Otten hat die Pferdesegnung vor fünf Jahren in dem "Pferdedorf Oberöfflingen" - auf 300 Einwohner kommen rund 30 Pferde - neu begründet. Otten kann sich noch erinnern, dass bis vor dem Zweiten Weltkrieg vor der Mauritius-Filialkirche an Ostermontag eine Kanzel unter der großen Linde stand. Von der herab predigte der Pfarrer nach dem feierlichen Hochamt zu den Pferdehaltern und segnete sie mit ihren Tieren für die anstehende Saat und Ernte. Er weiß auch noch, dass hin und wieder dienstags die letzten Ackergäule an den Bäumen befestigt auf ihre Herren warteten. Sie hatten es nebenan im Gasthaus Weins besonders lange ausgehalten. So viel zur Geschichte, zurück in die Gegenwart. Die 15 Reiter vom Gestüt Marienhof aus Leienkaul beim Kloster Maria Martental hatten wohl den weitesten Weg nach Oberöfflingen. Karl-Heinz Welter züchtet hier seine Friesen, das alte Arbeitspferd der holländischen Friesen, wie er sagt. Für ihn ist es selbstverständlich, dass man allein der Tradition wegen an Ostermontag Gottes Segen einholt. Cordola Lequen und ihre Freundinnen kommen mit Schimmel, Haflinger und Pony aus Maring-Noviand angeritten. Manuela Rottland ist mit Tochter und Freundinnen, alles passionierte Wanderreiterinnen aus Mückeln, über Dierfeld nach Oberöfflingen gekommen. Sie stehen mit Astrahan, einem hübschen "Mannsbild" und den Stuten Lisa Müller, Sirena und Kelly etwas abseits, "weil sich die fremden Stuten immer so heftig um ihn bemühen", begründet sie ihre Scheu. Nur ein paar Meter bis zum Kirchenplatz hatten Dieter und Bärbel Kaiser zurückzulegen. Die Düsseldorfer haben sich vor zehn Jahren in Oberöfflingen "der Pferde wegen eingekauft", wie sie erzählen, und sie fühlen sich seither hier sehr wohl. "Wir machen selbstverständlich die Tradition mit und hoffen, dass der Herrgott auch gegenüber uns evangelischen Christen keine Ausnahme macht." Auch ein richtiges Arbeitspferd ist dabei. Charlotte Scholtes aus Oberscheidweiler wartet auf den Segen des Paters. Vater Andres bewirtschaftet mit Erna als Zugpferd vor dem Pflug oder dem Mäher im Nebenerwerb einen 24-Morgen-Betrieb. Pater Konrad hat bei seinem Segensgang für jeden Vierbeiner ein "gutes Wort". Von den "Pferdefreunden Oberöfflingen", so nennt sich das Organisationsteam, erhält jeder Reiter einen gesegneten Palmzweig und eine Erinnerungsplakette mit Jahreszahl für den Stall und eine Haferration für den Nachhauseweg.

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