Eine Hauptrolle für alle

WITTLICH. Die Frau hat Lampenfieber, die Mädchen kichern entspannt: Unter der ehrenamtlichen Leitung von Claudia Cartellieri proben Mädchen der Klasse 4a der Grundschule Wengerohr für ihren großen Auftritt: "Die wundersame Reise der kleinen Kröte" als Theaterprojekt.

Claudia Cartellieri sitzt am Regietisch vor der Bühne. Die Faust vor dem Mund fällt auf ihren Ablaufplan, dann sinkt auch ihr Kopf auf den Tisch. Schwupps springt die Theaterpädagogin auf: "Wo hängt's?" Die Mädchen auf der Bühne im Gasthaus zur Linde kichern. Eins fragt: "Krieg ich jetzt dieses Teil für die Kakerlake?" Jetzt lacht auch Claudia Cartellieri und schüttelt den Kopf: "Meine guten Nerven! Im Moment sind sie ziemlich blank." Sie hat offensichtlich Lampenfieber, denn am 2. und 3. Juli ist der große Tag, die Aufführung des Theaterprojekts "Die wundersame Reise der kleinen Kröte". Vor der Probe hat die "Chefin", die alle durchaus respektvoll bei ihrem Spitznamen Geia rufen, ihren Schülerinnen gesagt: "Ich weiß, dass ihr gut sein könnt. Ich will, dass ihr an euch glaubt - und, dass ihr an eure Rolle glaubt." Und dann, ehe der noch imaginäre Vorhang sich hebt, haben sich alle zum Kreis aufgestellt und fröhlich frech gerufen: "Zusammen sind wir stark!" Und sie sind durch das ungewöhnliche Kulturprojekt sicher sowieso noch ein bisschen stärker geworden. Seit September proben die Kinder unter Anleitung der Theaterpädagogin in ihrer Freizeit. Das Bühnenbild wurde teilweise unter Claudia Cartellieris Leitung im Kunstunterricht der Wengerohrer Schule mit der gesamten Klasse 4 a gebaut.Rollenspiel setzt auf Fähigkeiten aller

Auf der Bühne spielen: Katerina Belova, Alma Cartellieri, Laura Hammen, Hannah Hochscheid, Stefanie Monzel, Pia Münzel, Vanessa Raskob, Mareike Schneider, Ariane Wallenborn. Und die Eltern helfen mit: als Souffleuse, Garderobieren, beim Licht. Sie zahlten auch für die Proben von September bis Dezember eine monatliche Teilnahmegebühr von zehn Euro, dafür erleben ihre Kinder, was es heißt, ein Stück auf die Bühne zu bringen. Eine Herausforderung ist dieser Blick hinter die Kulissen, denn "Geia" fordert sie: Aufwärm-, Stimmbildung, Wahrnehmungsübungen, Kritikgespräche und nicht zuletzt: auf der Bühne einen überzeugenden Auftritt hinlegen, nicht "aus der Rolle fallen". Da braucht es bei aller Kreativität ganz schön viel Selbstdisziplin. Die Requisiten sind bewusst auf das Minimale reduziert. "Das Unvollkommene lässt Platz für Phantasie", sagt Claudia Cartellieri: "Und das Projekt sensibilisiert die Kinder für Kultur. Es ist eine Art ästhetische Erziehung." Das Rollenspiel setzt übrigens auf die Fähigkeiten aller: Die Hauptrolle des Stücks, die kleine Kröte, Klein K., spielt abwechselnd von Szene zu Szene jedes Kind. Auch die Umbauphasen werden szenisch genutzt: Sie sollen eine Geschichte vom Verhältnis Eltern-Kinder erzählen. Dabei kommt der 18-jährige Gymnasiast Clemens Ottenhausen zum Einsatz, um als "Oberameise", die Mädchen zu scheuchen. Unterstützt wurde das Projekt vom PSV, der bis Dezember Räume für Proben zu Sonderkonditionen vermietete. Der Saal im Gasthaus Zur Linde, durfte ab Januar kostenlos genutzt werden. Zum Stück sagt die Regisseurin: "Die Geschichte soll den Kindern Mut machen, in die Welt zu gehen dort Abenteuer zu erleben und vielleicht wieder zurückzukehren und die Welt hier mit anderen Augen zu sehen." Es wird viel gelacht, bei dieser Probe. Das verscheucht das Lampenfieber - auch bei "Geia". Die Geschichte der kleinen Kröte, die sich von Sehnsucht gepackt auf eine abenteuerliche Suche nach dem schönen See begibt, wird aufgeführt am Freitag und Samstag, 2. und 3. Juli , jeweils um 16 Uhr auf der Bühne im Gasthaus zur Linde in Wittlich-Wengerohr. Der Eintrittspreis von 2,50 Euro dient der Kostendeckung. Das Stück eignet sich für Kinder ab sechs Jahre. Kartenreservierung bei Projektleiterin Claudia Cartellieri, Telefon 06571/260173 oder E-Mail: geia@geia.de. Interessierte Schulen können die Theaterpädagogin für Projekte buchen.

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