Eine Tafel voller Ideen

Bernkastel-Kues · Derzeit denkt niemand an den nächsten Winter. Doch der wird kommen. Bernkastel-Kues soll dann nicht so menschenleer sein, wie bisher. Bürger haben in einem Ideenworkshop mögliche Strategien entworfen. Die reichen von Hundstagen, über gefüllte Rucksäcke bis zum Anti-Karnevalsprogramm.

Bernkastel-Kues. Blauer Himmel, 20 Grad und ein laues Lüftchen am Montag in Bernkastel-Kues: Wer denkt da an die kalte Jahreszeit? Diese Jahreszeit verschont aber in unseren Breiten keinen Ort. Die Besonderheit in Bernkastel-Kues: Schlagartig bleiben Urlauber und Tagesgäste aus, viele Betriebe schließen nach einer langen Saison ohne große Pausen. Die Gäste, die doch kommen, und die Einheimischen stehen dann oft vor verschlossenen Türen. In den vergangenen Wochen hat dieses Thema, vor allem durch die Berichterstattung im TV, an Brisanz gewonnen. Erstes Ergebnis ist ein Ideenworkshop: Hier wird ohne jede Wertung alles gesammelt, was den Bürgern so in den Sinn kommt.Ohne Vorarbeit geht\'s nicht

Das Ergebnis nach zwei Stunden ist eine Tafel voller Vorschläge. Die werden unter Federführung von Bianca Waters, Leiterin der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues, in den kommenden Wochen gefiltert.Unstrittig ist: Es müssen gewisse Voraussetzungen geschaffen werden. Gäste, Einheimische und die Konsumenten aus der Region müssen erst einmal wissen, wann welches Geschäft und welches Lokal geöffnet haben. Da auch die Uhrzeiten nicht einheitlich sind, besteht auch hier Bedarf nach besserer Information. Überlegt werden soll, an einem zentralen Ort, wahrscheinlich am Mosel-Gäste-Zentrum, eine elektronische Tafel mit den ständig aktualisierten Daten zu installieren. Schief gehen sollte dabei allerdings nichts. Die von Einzelhändlern und Gastronomen gelieferten Daten müssen stimmen. "Die Zuverlässigkeit ist wichtig", sagt Einzelhändler Viktor Hees. "Wer unzuverlässig ist, den schmeißen wir raus. Die müssen das lernen", ergänzt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. Wahrscheinlich schnell umsetzbare Vorschläge: Die Passantenstopper (auf dem Boden stehende Hinweisschilder), in der Saison nicht gern gesehen, könnten auf geöffnete Betriebe hinweisen. Außerdem soll die Beleuchtung verbessert werden, damit die Stadt in der dunklen Jahreszeit nicht so tot wirkt.Verkehr durch die Altstadt

Bäcker Andreas Ruf möchte, dass die Altstadt von Januar bis März wieder für den Verkehr geöffnet wird. Hier haben allerdings Kommunalpolitiker und Behörden ein wichtiges Wort mitzureden. Sind gewisse Voraussetzungen geschaffen, kann über Projekte geredet werden. Zum Beispiel über "Hundstage" (Aktionen für Hund und Herrchen), ein Anti-Karnevals-Programm für die vielen Rheinländer, die dem Trubel entfliehen, oder einen Weinpfad, den Winzer Martin Kerpen schon auf der Insel Sylt gesehen hat. Kultur- und Weinbotschafterin Christa Schmidt möchte mehr für auch im Winter wandernde Gäste tun. "Zum Beispiel mit dem Angebot eines mit Proviant gefüllten Rucksacks", sagt sie. Ein weiterer Vorschlag, der unterbreitet wird: Die Saisoneröffnung könnte in ein Rahmenprogramm gebettet werden. Ein bisschen spinnen ist auch erlaubt. Der Vorschlag von Renate Willkomm, eine Rodelbahn von der Burg Landshut bis an die Mosel, hat aber wohl erst einmal keine Chance auf Verwirklichung.Meinung

Exaktes Zeitfenster ist wichtigNatürlich ist es nicht so, dass in Bernkastel-Kues im Winter jedes Geschäft, jedes Hotel und jedes Café geschlossen ist. Die Leuchttürme im Einzelhandel (Bekleidung, Bücher, Kosmetik, Uhren/Schmuck) haben immer auf. Gleichzeitig will niemand den Chefs und den Mitarbeitern in der Gastronomie und den übrigen saisonabhängigen Betrieben das Recht auf ihren Urlaub nehmen. Doch es sollte geordnet zugehen, nicht alle auf einmal. Kunden, die mehrfach vor verschlossenen Türen stehen, orientieren sich anders. Deshalb muss das Zeitfenster exakt kommuniziert werden. Fakt bleibt aber: Die Stadt lebt von Urlaubern und Tagesgästen, und die werden im Winter nicht scharenweise einfallen, egal welches Angebot sie erwartet. c.beckmann@volksfreund.de

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