Eine große Winzerfamilie

TRABEN-TRARBACH. Die Traben-Trarbacher Winzer haben sich in den vergangenen Jahren einen sehr guten Ruf erworben. Mit ein Grund dafür ist die große Geschlossenheit, mit der sie nach außen auftreten sowie ein permanenter interner Erfahrungsaustausch in weinbaulichen und kellerwirtschaftlichen Fragen. Eine einigende Klammer bildet der rührige Ortswinzerverband.

Fast jeden Monat Stammtisch, mehrere aufwändige Großveranstaltungen im Jahr, Informationsabende zu aktuellen Fachthemen, interne Verkostungen - bei so vielen Aktivitäten kommen schon zig Stunden zusammen, in denen die Traben-Trarbacher Winzer zusammensitzen. 30 Betriebe gibt es noch in der einstigen Weinhandelsmetropole, sie bewirtschaften in Traben und Trarbach rund 120 Hektar Weinbaufläche. Gestern Abend trafen sich die Winzer, die alle Mitglied im Ortswinzerverband sind, mit Familie zum "Hahnefest", um den guten Weinherbst 2005 zu feiern. "Das gehört auch dazu", meint Albrecht Eggert, der dem Ortsverband seit fünf Jahren als Vorsitzender vorsteht. Die individualistisch geprägten Moselaner unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach, im Besonderen gilt das für die Winzer. In Traben-Trarbach hat man aber offenbar schon seit längerem erkannt, dass Einigkeit stark macht. Gemeinsam veranstalten die Winzer jedes Jahr am letzten April-Wochenende die große Jungweinprobe und die ebenso beliebte Verkostung anlässlich des Moselwein-Festivals im Casino zu Trarbach. Der Verband lädt regelmäßig Experten ein, die aktuelle weinbauliche und kellerwirtschaftliche Fragen mit den Winzern diskutieren. Und spätestens im Januar trifft man sich, um den neuen Jahrgang in verdeckten Proben zu probieren. Der 1949 von Fritz Melsheimer und Karl-Andreas Haussmann gegründete Ortswinzerverband spaltete sich zunächst in zwei Vereinigungen auf, eine für Traben und eine für Trarbach - bis man 1987 erkannte, dass eine solche Trennung keinen Sinn macht. Mit dem Strukturwandel schrumpfte die Rebfläche und die Zahl der Winzer. Betriebsleiter sind im besten Winzeralter

Die meisten der heute aktiven Traben-Trarbacher Winzer sind im besten "Winzeralter" zwischen 30 und 50 Jahren. Ihre Weinberge sind nach der Flurbereinigung "gut in Schuss", die Flächen lassen sich weitgehend maschinell bewirtschaften. "Man vergisst schnell, wie es vor 20, 30 Jahren noch ausgesehen hat", sagt Harald Peifer und ergänzt: "Der Aufwand draußen im Wingert ist schon wesentlich geringer geworden, dafür haben wir nun mehr Zeit, um uns um die Vermarktung zu kümmern. Der Anteil der Weinselbstvermarktung ist in Traben-Trarbach weit höher als an der übrigen Mosel. Nur wenige Winzer sind darauf angewiesen Most oder Wein als Fassware an Weingroßkellereien zu verkaufen. Die Traben-Trarbacher Winzer profitieren von den zahlreichen Touristen, die sich während der Saison im Städtchen tummeln. Da findet so mancher Gast den Weg zum Weingut, probiert, lässt sich beraten und nimmt den ein oder anderen Weinkarton mit nach Hause. Winzer Jörg Trossen: "Es ist schon ein Glück für uns, dass wir in einem so attraktiven Ort leben. Dazu gehört auch die Top-Hotellerie und -Gastronomie." Auch kommunalpolitisch können sich die Weinbauern besser Gehör verschaffen. Bei der letzten Kommunalwahl wurden gleich vier Winzer und eine Winzersfrau in den Stadtrat gewählt.

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