Eine ungewöhnliche Wallfahrt

MURRISK/MOSEL. Lange hat Nicolas Kerckhoff, ein deutscher Künstler in Irland, ein außergewöhnliches Projekt vorbereitet. Jetzt wurde sein Traum wahr: Mit einer internationalen Pilgergruppe hat er das von ihm gebaute Modell der Klosterruine Stuben auf den heiligen Berg Croagh Patrick getragen.

 Wie das ehemalige Kloster Stuben an der Mosel war auch die Ruine im irischen Murrisk eine Augustinerabtei.Foto: red

Wie das ehemalige Kloster Stuben an der Mosel war auch die Ruine im irischen Murrisk eine Augustinerabtei.Foto: red

Der deutsche Künstler, Restaurator und Fachmann für Kirchenkunst, der an der Westküste Irlands lebt und arbeitet, hat sich gerade einen Lebenstraum erfüllt. Zusammen mit vielen Helfern hat er die Nachbildung der Klosterruine Stuben auf den Croagh Patrick getragen. Dieser 753 Meter hohe Berg am Fuß des Ortes Murrisk in der Grafschaft Mayo ist der meist besuchte Wallfahrtsort Irlands. Seit über 25 Jahren beschäftigt sich Kerckhoff mit dem ehemaligen Augustinerinnenkloster Stuben bei Bremm. Und immer noch liegt ihm die Erforschung und Überlieferung der Geschichte dieser Ruine am Moselufer am Herzen. Dass Kerckhoff das von ihm gebaute Stuben-Modell zum Gipfel des Croagh Patrick tragen wollte, ist kein Zufall. Denn der Ausgangspunkt der Wallfahrt in Murrisk ist ebenfalls die Ruine einer Augustinerabtei. "Zwei Nächte vor dem Aufstieg habe ich mit dem Modell in unmittelbarer Nähe dieser Abtei direkt am Wasser der Klew Bay verbracht", erzählt Kerckhoff, und fügt hinzu: "So wie ich es schon vor 25 Jahren an der Mosel gemacht habe." Viele Dorfbewohner bestaunten die Nachbildung der Klosterruine. Die Aktion musste gründlich vorbereitet werden, so dass Gespräche mit dem Bürgermeister von Murrisk und dem "Mayo Montain Rescue Team" (Bergwacht) vorangingen. Ein Informationsstand war Anlaufpunkt vieler Einheimischer, Touristen und Pilger aus Australien, Österreich, Amerika, Finnland und aus der Schweiz. Kerckhoff berichtet: "Ich weiß nicht, wie oft ich die Story vom Kloster Stuben, dem Doppelkreuz und den Augustinerinnen an der Mosel erzählt habe." Auch die örtliche Presse interessierte sich für das Unternehmen. Am Tag des Aufstiegs war Kerckhoff bereits um fünf Uhr auf den Beinen. Er stellte die wichtige Frage vor einer Gipfelbesteigung: "Wie ist das Wetter?" Ein Blick zum Felsmassiv zeigte, dass sich der Croagh Patrick total verhüllt hatte. Kerckhoff: "Eigentlich ein gutes Zeichen." Die ersten Mitglieder des Teams trafen ein, und sie befestigten direkt an der Hauptstraße ein von dem örtlichen Künstler John Herrick geschaffenes Banner mit der Aufschrift: "Kloster Stuben Croagh Patrick Murrisk 2005". Gemeinsam mit weiteren Helfern befestigten sie das Stuben-Modell auf der Tragevorrichtung. "Die Grundplatte mit den Wappen von Bremm, Neef und Ediger-Eller blieb mit Informationen über die Mosel am Fuß des Berges zurück", erklärt Kerckhoff. Der Aufstieg begann, und schon schlossen sich Pilger dem auffallenden Zug an. "Der Weg zum Bergsattel in zirka 500 Metern Höhe war ungemein schwierig. Nur Fels und Stein, alle zehn Meter mussten wir pausieren", beschreibt Kerckhoff den Aufstieg. Leichter ging es voran, als der fast ebene Sattel erreicht war. Doch die steile Wand vor dem Gipfel verlangte den Trägern noch einmal alles ab. "Wir mussten uns alle fünf Meter abwechseln", erinnert sich Kerckhoff. Motivierend war, dass Pilger, die bereits auf dem Abstieg waren, der Gruppe Mut zusprachen. Dann, nach zweieinhalb Stunden Marsch, konnten Kerckhoff und seine Helfer das Modell des Klosters Stuben vor den Eingang der Gipfelkapelle stellen. Kerckhoff berichtet: "Wir freuten uns und waren auch ein wenig stolz auf unsere Leistung." Auch den gefährlichen Abstieg vom heiligen Berg überstanden die Pilgergruppe und ihre wertvolle Last unbeschadet. Wo das Modell der Klosterruine Stuben seinen endgültigen Platz finden soll, hat der Künstler noch nicht entschieden. Möglicherweise wird das an der Mosel sein.

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