Einer, der Ordnung liebt

BRUCH. "Heimat ist Heimat", sagt Pater George Okorie, der seit einiger Zeit in der Eifel arbeitet. Und so wird der Nigerianer aus dem Orden der Söhne Mariens, Mutter der Barmherzigkeit, denn auch irgendwann zurückkehren nach Afrika – aber erst nach seiner Promotion an der Theologischen Fakultät Trier.

Vielen TV-Lesern ist Pater George Okorie bekannt. In den Kirchen von Arenrath, Bruch, Dierscheid, Dreis, Gladbach, Greverath, Heidweiler und Niersbach hilft er seit dem vergangenen Jahr als Priester aus. Die Stelle wurde durch die Krankheit von Pastor Herbert Wolter vakant. Diese Aufgabe passt zu dem, was sich der Pater vom Orden der Söhne Mariens, Mutter der Barmherzigkeit, einst vorgenommen hatte. Die erst 1970 gegründete Ordensgemeinschaft hat sich Mission, Erziehung und Seelsorge auf ihre Fahnen geschrieben. Und in Deutschland, könnte man resignierend sagen, ist genau dies inzwischen Mangelware geworden. Um es gleich zu offenbaren: Pater George sieht das weniger düster. Er war in Maria Laach, in Lourdes und Fatima. Er kennt Prozessionen nach Klausen, und er weiß um die Renaissance des Jakobuswegs. "Das sind alles Belege dafür, dass die Menschen auch in Europa die Begegnung mit Gott suchen." Ein gewisses Maß an Spiritualität sei neben aller Naturwissenschaft eben zentral im Leben geblieben. Wo sie fehlt, werden die Menschen unglücklich, glaubt er. Und weil der Grundstein für alles, nicht nur für alles Spirituelle, in den Familien gelegt werde, solle man diese unbedingt weiter stärken und unterstützen. Bei ihm zu Hause sei die Familie das Standbein der Gesellschaft: Wenn es Probleme gibt, reist der ganze Clan an und berät unter Volldampf so lange, bis eine Lösung gefunden wird. Ein Zuviel an Individualismus könne auch schaden, mahnt Pater George. Der 1968 im Süden seines Landes geborene Pater George hat drei Geschwister. Beide Eltern arbeiteten als Lehrer. "Schon mein Vater wollte Priester werden", erinnert er sich, "doch seine Mutter hat es nicht erlaubt." Sie war misstrauisch, das Christentum war noch zu frisch in Nigeria. Als George ihm mit zwölf Jahren seinen Berufswunsch eröffnete, war ihm die Unterstützung daher sicher. Er durfte das Jungeninternat des Ordens besuchen, in den er später eintreten sollte. Mit 17 Jahren begann er sein Noviziat, mit 18 das Studium im Priesterseminar: je vier Jahre lang Philosophie und Theologie. Nach der Priesterweihe 1995 in Umuahia unterrichtete er noch zwei Jahre lang in seinem alten Internat. Danach zog es ihn nach Deutschland, wo er derzeit promoviert. Die Erinnerung an den ersten Schnee

1997 kam Pater George aus Nigeria nach Deutschland. Zunächst ging es zum Sprachkurs nach Bonn, dann weiter nach Trier. Hier lebt er bei den Barmherzigen Brüdern, studiert weiter an der Theologischen Fakultät, an der er 2001 schon die Magisterprüfung absolvierte. Dreimal war Pater George in den vergangenen zehn Jahren zu Hause. Ja sicher, meint er, manchmal habe er Sehnsucht nach Nigeria. "Heimat ist Heimat." Dennoch war und ist er gerne hier, auch in Bruch, wo er an den Wochenenden im Pfarrhaus lebt. Freundlich sei er hier aufgenommen worden. Ohnehin mag er die deutsche Mentalität, gerade das Klischeehafte. "Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit: Das gefällt mir sehr gut!" Die Sorgfalt und Langfristigkeit, mit der die Deutschen sich auf all ihre Projekte vorbereiten, vermitteln ihm ein gutes Gefühl. Dabei zitiert er als Beispiel das Projekt 2020 der katholischen Kirche: Es sei sehr nützlich, meint er, von so langer Hand die Weichen zu stellen und möglichst viele Betroffene am Prozess der Entscheidungsfindung zu beteiligen. Ein bisschen Nigeria hat Pater George manchmal wenigstens im Kochtopf. "Ich koche gerne, und meistens afrikanisch." In guter Erinnerung behalten wird Pater George den Schnee. Irgendjemand hatte dem Geistlichen vor Beginn seiner Reise erzählt, dass die Flocken wie Steine vom Himmel fallen. Als er dann den ersten Schnee erlebte, waren die Stille und der Anblick für ihn überwältigend.

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