Eingefangene Stimmung

TRABEN-TRARBACH. Bilder sagen mehr als 1000 Worte, heißt es. Das wissen Macher von Zeitungen und Zeitschriften ebenso wie Gestalter von Prospekten und Broschüren. Die Fotografie ist auch längst eine eigene Kunstform. In Traben-Trarbach zeigt der Fotograf und Designer Thomas Lemmler in seiner galerie.12 eindrucksvolle Motive.

Es sind Fotografien von nostalgischen Hotelzimmern, vom milchblauen Meer, vom Sommeralltag und vom Winterschlaf, von der Abwesenheit und von Sehnsuchtsorten - von der Mosel bis zur Bretagne, von skurril bis poetisch. Thomas Lemmler ist ein "Spezialist" für Landschaftsmotive und für Stillleben, die die besondere Atmosphäre eines Ortes oder eines bestimmten Augenblicks ausdrücken. Seit knapp drei Jahren lebt der 40-jährige gebürtige Trierer in Traben-Trarbach. In seiner galerie.12 in der Augustastraße 3 zeigt er einen kleinen Teil seiner Werke. Lemmler lernte zunächst Maschinenschlosser und studierte im Anschluss Grafikdesign in seiner Geburtsstadt. Schnell machte er sich bei zahlreichen Ausstellungen in Hamburg, Barcelona, Trier und Mainz einen Namen. Zahlreiche Preise heimste er für seine Arbeiten ein, zuletzt den Spartenpreis Fotografie und Design des Kulturförderpreises im Kreis Bernkastel-Wittlich (der TV berichtete). Das Thema Raum und Weite interessiert Lemmler ganz besonders. Da fällt zum Beispiel in seiner galerie.12 ein Foto auf, das einen Sessel in einer Wohnzimmerecke zeigt. "Die Verzauberung liegt manchmal in der Leere", sagt Lemmler. Eine kleine Fotoserie zeigt ein gespanntes Segel, platziert auf einem Acker im Hunsrück. Lemmler schreibt dazu: "Immer glaubt man in den Motiven das Meer zu sehen - hervorgerufen durch die Horizontlinie, die den Blick in die Weite trägt. Dahinter vermuten, mutmaßen oder wissen wir als Betrachter das Meer. Die Motive symbolisieren das Überlandfahren, das Angekommensein und umgekehrt auch den Blick vom Land in die Ferne." Der eine oder andere Leser dieser Zeilen hat vielleicht bereits ein Foto Lemmlers betrachtet, ohne es zu wissen. Aufnahmen und Entwürfe von Lemmler zieren nämlich inzwischen zahlreiche Buchcover. Verlage wie Kunstmann, Rowohlt, Argon, DVA oder C.H. Beck greifen gerne auf seine Fotos zurück. Das Cover der Taschenbuchausgabe von Roger Willemsens "Deutschlandreise" zeigt eine Aufnahme Lemmlers, die er aus dem Auto gemacht hat - eine Straße, Deich und im Vordergrund ein Straßen-Leitpfosten. Den Roman "Letzte Szenen mit den Eltern" von Claudia Wolff zeigt auf dem Titel ein Stillleben (Kommode und goldgerahmtes Landschaftsbild) einer biederen Wohnzimmereinrichtung. Ein Krimi von Agatha Christie ist illustriert mit einem Foto Lemmlers, das eine nächtliche Szene mit zwei menschlichen Schatten an einer Häuserwand zeigt. Fluss und Meer sind Motive, die Lemmler auf seinen Reisen immer wieder fotografiert. Zusammen mit Annette Köwerich hat er das hübsche Büchlein "Kleines Bilder- und Lesebuch von der Mosel" gemacht. Es sind nicht die typischen, oft verkitschten Motive, sondern Motive, die den Betrachter dazu anregen, etwas genauer hinzuschauen. Die Kunstfotografie ist nur ein Teil der Arbeit von Thomas Lemmler. Der Diplom-Designer gestaltet daneben Kommunikationsmittel wie Internet-Auftritte, Kundenzeitschriften, Flyer, Plakate und Prospekte.

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