Einkaufen am Kreisel

NEUMAGEN-DHRON/PIES-PORT. Der Gemeinderat Neumagen-Dhron sagt Ja zum Bau eines Einzelhandelsmarkts am Piesporter Kreisel.

Nur zwei Kilometer bis zum nächsten großen Lebensmittelmarkt? Auf dem flachen Land dürfte das für viele Menschen ein frommer Wunsch bleiben. So gesehen, können sich die Neumagen-Dhroner freuen, dass in ihrer Nähe ein Markt mit einer Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern entstehen soll. Bitter ist jedoch, dass dieser nicht im "Grundzentrum" Neumagen-Dhron seine Türen öffnen soll, sondern in Piesport, dem zweitgrößten Ort der Verbandsgemeinde. Mangels eigenes ebenerdigen 7000 Quadratmeter-Areals gab der Rat der Doppelgemeinde jedoch seine Zustimmung. Denn ansonsten würde der Investor, die Edeka Handelsgesellschaft Südwest, eventuell außerhalb der VG bauen. Nächste Schritte sind Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern in Piesport sowie die Genehmigung der Kreisverwaltung. Hoffnungen auf eine Erweiterung des Markts an der Neumagener Brücke sind damit vom Tisch. Eine entsprechende Prüfung führte laut Edeka "weder konzeptionell noch wirtschaftlich zu einer realistischen Lösung." Der Standort sei zwar "hervorragend" und die Erreichbarkeit "sehr gut", doch mit 700 Quadratmetern werde er künftigen Anforderungen nicht mehr gerecht. "Für einen Vollsortimenter ist das zu klein", machte Uwe Schatto von der Edeka klar. Gleichzeitig sicherte er mit Blick auf die bis 2009 gemietete Immobilie zu: "Wir wollen und werden diesen Markt weiter betreiben." Langfristig könnte dort aber ein Discounter von Edeka einziehen. Am Kreisel wolle das Untenehmen aber nicht Mieter, sondern Eigentümer des Objekts sein. "Zwei Herzen in einer Brust"

Mit einem Discounter dürfte jedoch die Grundversorgung im Ort gefährdet sein, vor allem im kleineren Ortsteil. "Die Dhroner haben dann keinen vernünftigen Laden mehr", gab ein Mitglied der Freien Bürgerliste zu bedenken. Mit einem Fraktionskollegen verweigerte er daher seine Zustimmung, am Kreisel Baurecht für einen großflächigen Lebensmittelmarkt zu schaffen. Doch skeptisch waren auch andere. Wer könne schon garantieren, so Reinhard Philipps (FL), dass der Laden am Ort nicht nur halbherzig weiter betrieben werde. Ein anderer sprach von zwei Herzen in seiner Brust. Eines schlage für den Ort, eins für die VG. "Es ist keine einfache Entscheidung", räumte Ferdinand Zenzen (CDU) ein: "Aber wir müssen großräumig denken, daher stimmen wir zu." Ortsbürgermeister Willi Herres ließ protokollieren, dass die "zentralörtliche Funktion" der Gemeinde Neumagen-Dhron nicht beeinträchtigt werden dürfe: "Das darf kein Freibrief sein für eine Verschiebung des Grundzentrums nach Piesport." Andererseits sei die allgemeine Entwicklung nicht aufzuhalten: "Der Tourismus in dieser Richtung ist schon längst eingetroffen, ob wir es wahr haben wollen oder nicht." Dass sich Neumagen-Dhron dem Beschluss des VG-Rats anschloss, der vorbehaltlich des Jas der Ortsgemeinde zugestimmt hatte, zeigt laut Philipps, "wie kollegial der Rat Piesport gegenüber steht". Vielleicht bringe das die Gemeinden der VG ja weiter. Mehr Zusammenarbeit wäre auch im Sinne von Herres. Immerhin entstünden hier Arbeitsplätze, und die VG werde an den Leistungen beteiligt: "Wir müssen das im großen Zusammenhang betrachten." In den vergangenen Monaten habe ja jeder nur noch für sich geschaut. "Das hat mir zu schaffen gemacht", gestand Herres seinem Piesporter Kollegen Karl-Heinz Knodt, der sich für die Unterstützung der Nachbarn bedankte.

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