Einkaufen muss mehr Spaß machen

TRABEN-TRARBACH. Der Einzelhandel von Traben-Trarbach erfüllt die Wünsche der Kunden derzeit nur teilweise. Der Stadt steht aber ein reiches Potenzial zur Verfügung, das genutzt werden kann, um weitere Kunden vom Einkauf in Traben-Trarbach zu überzeugen. Das ist das Ergebnis einer Kundenbefragung, die Studenten der Fachhochschule (FH) Trier im Auftrag des Gewerbevereins und der Stadt gemacht haben.

Immer mehr leer stehende Ladenlokale und rückläufiges Kaufverhalten veranlasst nicht nur die Gewerbebetriebe und Winzer zur Sorge um die Zukunft von Traben-Trarbach. "Auch die Stadt macht sich Gedanken, wie wir voran kommen können", erklärte Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus im Gespräch mit dem TV. Ein Projekt der Fachhochschule Trier, das von der Stadt Traben-Trarbach und dem Gewerbeverein mitfinanziert wurde, sollte mittels einer Konsumentenbefragung herausfinden, warum die einheimischen Kunden lieber lange Fahrten, zum Beispiel nach Trier oder Köln in Kauf nehmen, als sich ihre Wünsche bequem in den Fachgeschäften der eigenen Stadt zu erfüllen. "Werbung muss kreativer werden"

Silvia Wendt, Anke Meyer, Markus Meyer und Marc Steinebach, Marketing-Studenten der FH Trier, erläuterten im Stadthaus "Alter Bahnhof", mit welchen Fragen sie welchen Konsumenten auf den Zahn gefühlt haben. Das Aktionswochenende "Frühlingsfrisch" des Einzelhandels im Mai hatten sich die Studenten ausgesucht, um jeweils 50 Touristen und 50 Bürger aller Altersklassen aus Traben-Trarbach und der Umgebung nach ihren Wünschen, Erwartungen und ihrer Kritik zu befragen. Interessant: Die meisten Befragten waren verheiratet und hatten Kinder. Die Befragung der Touristen ergab, dass sie vorwiegend wegen der Mosellandschaft, des Weins oder der Sehenswürdigkeiten nach Traben-Trarbach kommen, nicht etwa zum Shopping. Andererseits sind es die Touristen, die Kleidung oder Schuhe einkaufen. Denn die Einheimischen decken zwar ihren täglichen Bedarf in Traben-Trarbach, fahren zum Einkaufsbummel aber lieber in eine größere Stadt. Die Mehrheit der Verbraucher vermisst in Traben-Trarbach zwar eine größere Auswahl an höherwertigen Artikeln (77 Prozent geben an, dass sie großen Wert auf Qualität legen), beklagt gleichzeitig aber auch zu hohe Preise. Potenzial ist vorhanden

Die Kombination von Qualität der angebotenen Waren und einem freundlichen Service ist nach der Umfrage der Trierer Studenten der wichtigste Hinweis für die Einzelhändler: 91 Prozent geben an, dass sie einem Geschäft, in dem Qualität und Service stimmen, treu bleiben. Der Service in Traben-Trarbacher Geschäften wird von 46 Prozent der Befragten bemängelt. Nur neun Prozent der Kunden haben Spaß beim Einkauf in Traben-Trarbach. Das liegt laut Befragung auch an den nicht einheitlichen Ladenöffnungszeiten und am störenden Durchgangsverkehr in der Brückenstraße. Schließlich nimmt auch der Anblick von leeren Läden vielen Kunden die Lust am Einkaufsbummel. Das Marketing-Konzept, das die Studenten nach der Umfrage für Traben-Trarbach vorlegten, nahm die negativen Ergebnisse auf und empfahl unter anderem kundenfreundliche, einheitliche Öffnungszeiten, eine Fußgängerzone sopwie Bürgeraktionen gegen den Schwerlastverkehr. Dem Leerstand der Läden kann die Stadt zum Beispiel mit der Unterstützung von Existenzgründern bei der Miete beikommen, meinten die Studenten. Aus dem Ergebnis, dass die befragten Bürger die Gastronomie, die Gastfreundschaft, das Jugendstil-Stadtbild und die Landschaft sehr positiv bewerteten, zogen die Marketing-Studenten den Schluss: "Das Potenzial ist vorhanden. Um Verbesserungen zu erreichen, muss es mehr genutzt werden." Die Stadt und das Gewerbe in der Moselstadt müssen ihrer Meinung nach die Werbung wirksamer gestalten, und zwar kreativer, kontinuierlich und möglichst im einheitlichen Design. Auch auf die Schaufenstergestaltung sollten die Einzelhändler mehr Wert legen. "Nicht das Billigste, sondern das Beste"

Und angesichts der Tatsache, dass die meisten befragten Kunden Qualität hoch bewerteten, sollte die Preispolitik keine Preisunterbietung betreiben, und die Geschäfte sollten "nicht das Billigste, sondern das Beste anbieten." "Wir werden daran arbeiten", versprach Stadtbürgermeisterin Pönnighaus. Auch Beate Gensich, Vorsitzende des Gewerbevereins, war von der Präsentation der Studenten beeindruckt: "Es war eine gute Entscheidung, diese Befragung durchzuführen. Denn es ist wichtig, einmal die objektive Sichtweise von außen kennen zu lernen."

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