"Einmalige Chance für die Stadt"

BERNKASTEL-KUES. Das mittelalterliche Flair ist da, die Landschaft stimmt. Einige Rahmenbedingungen für eine gute Zukunft der Stadt sind vorhanden. Nun sollen die Bürger ans Ruder.

Victor Hees machte es kurz: "Dies ist eine einmalige Chance für Bernkastel-Kues. Die Stadt ist immer noch einmalig, wir müssen sie zukunftsfähig machen. Ich freue mich über jede Kritik", sagte der frisch gewählte Vorsitzende der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues e.V. Der 45-jährige Einzelhandelskaufmann erhielt am Dienstagabend bei der Gründungsversammlung des neuen Vereins ein einstimmiges Votum. Für erst einmal zwei Jahre wird er die Entwicklungsagentur führen. Ihm zur Seite stehen Renate Willkomm (stellvertretende Vorsitzende), Frank Hoffmann (Kassenwart) und Conny Hansen (Schriftführerin). Dazu gesellt sich noch Stadtbürgermeister Wolfgang Port.Resonanz übertrifft alle Erwartungen

Wie würde die Resonanz auf diverse Aufrufe zur Teilnahme an der Gründungsversammlung ausfallen? Dies war die große Frage. Circa 70 Stühle standen eine viertel Stunde vor dem offiziellen Beginn in der Güterhalle. Mit viel mehr Interessenten hatte Stadtbürgermeister Wolfgang Port auch gar nicht gerechnet, eine solche Zahl für den Anfang auch schon als Erfolg angesehen. Es kam anders. Weitere Stühle mussten herbeigekarrt werden. 127 Frauen und Männer trugen sich schließlich auf der Anwesenheitsliste ein. Nicht alle unterschrieben auch einen Aufnahmeantrag. Das ging auch gar nicht, weil sogar Leute aus Nachbar-Orten im Saal waren. Stimmberechtigtes Mitglied können aber nur Personen werden, die Erstwohnsitz sowie Haus- oder Grundeigentum beziehungsweise ihren Geschäftssitz in Bernkastel-Kues haben. Es oblag dem Stadtbürgermeister, die Grundzüge und Aufgaben der Entwicklungsagentur darzulegen und für eine Mitgliedschaft in dem Verein die Werbetrommel zu rühren. Die Stadt habe keine eigene Verwaltung und auch keinen "direkten Einfluss" auf die Verbandsgemeindeverwaltung. "Deshalb müssen wir andere Wege gehen", sagte Port. "Die Bürger müssen die Zukunft selbst bestimmen." Die Entwicklungsagentur biete dafür die ideale Plattform. Sie soll auf mehreren Feldern arbeiten. Wichtigste Aufgabe: das Geschäftsstraßen-Management. Leerstände in Geschäften sollen vermieden, neue Investoren gefunden werden. Ziel ist ein Branchenmix, der die Stadt, so Port, wie ein "großes Kaufhaus" erscheinen lässt. Ein wichtige Voraussetzung für den Erfolg ist Fachkenntnis. Geschäftsinhaber und Mitarbeiter, auch die aus der Gastronomie, müssen über entsprechende Qualifikationen verfügen. Die sollen ihnen in einer Akademie vermittelt werden. Zweiter großer Komplex: der Tourismus. Es gelte, so Port, neue Zielgruppen zu erschließen. Der Stadtbürgermeister geht optimistisch an die Aufgaben heran. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir eine andere Einzelhandelsstruktur und andere Gäste bekommen", sagt er. Die Entwicklungsagentur ist kein Kind, das aus der Glückseligkeit geboren wurde. "Es ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren. Wir haben Probleme, und viele Geschäfte haben keinen Nachfolger", sagte Port. Die Chance zur Besserung sei nun da. Port: "Eine zweite Chance gibt es nicht, in einigen Jahren würde der negative Trend nicht mehr aufzuhalten sein. Deshalb müssen alle an einem Strang ziehen." 54 Anwesende hörten gleich auf den Appell und traten dem Verein bei. Einige andere hatten dies bereits vorher getan. Damit beläuft sich die Zahl bereits auf 75. Bis Ende der Woche soll sie sich auf 100 erhöhen. Geschäftsführer der Entwicklungsagentur wird Regionalplaner Kurt Lüthje, der bereits auf Honorarbasis für die Stadt arbeitet. Er wird aus den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Ihm zur Seite steht, erst einmal befristet auf ein Jahr, Martina Wolff, die von der Stadt bezahlt wird und zum Stab des Mosel-Gäste-Zentrums gehört.

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