Einmalige Geschichten um den Riesling

Wie vermarkte ich erfolgreich Wein? Wie positioniere ich mich am Markt? Diese und weitere Fragen beantworteten Experten beim 15. Weinmarketing-Tag Rheinland-Pfalz. Dabei spielt auch die Psychologie eine Rolle.

 Die Vinothek in Bernkastel-Kues ist ein Beispiel, wie die Weine von mehr als 100 Winzern vermarktet werden können. TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Vinothek in Bernkastel-Kues ist ein Beispiel, wie die Weine von mehr als 100 Winzern vermarktet werden können. TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. (cb) Es gibt Schokolade, so Holger Meisen (rheingold, Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen), die beim Lernen am Computer gegessen wird. Sie muss beim Abbrechen knacken. Das ist ein Zeichen für Entscheidungskraft und Lernerfolg. Es gibt auch Schokolade, die ein Synonym für Ruhe ist und genossen wird, wenn der Mensch sich zurückziehen will.Ähnliches gelte auch für den Wein, erläuterte der Experte beim 15. Weinmarketing-Tag. "Auch der Wein lässt sich als psychisches Kraftfeld darstellen", sagte er. Weißwein umgibt dabei das Image von Lockerheit, Entspannung und Spontaneität. Rotwein gilt eher als Getränk für formale Anlässe.Das Kompetenzzentrum Weinmarkt & Weinmarketing Rheinland-Pfalz hatte zu der Veranstaltung nach Bernkastel-Kues eingeladen. Und es präsentierte unter anderem zwei Winzer, Dr. Dirk Richter aus Mülheim (Mosel) und Dr. Martin Tesch (Langenlonsheim, Nahe), die unterschiedlicher kaum sein können, aber mit ihren Betrieben Nischen gefunden haben und sich gut am Markt postioniert haben. Richters 15-Hektar-Betrieb ist ein Traditionsunternehmen, das 90 Prozent seiner meist fruchtigen, restsüßen Rieslinge exportiert. Richter kombiniert Tradition mit Moderne und reist viel durch die Welt, um Kontakte zu halten oder zu knüpfen. Tesch hat aus dem elterlichen "Gemischtladen" mit ursprünglich 30 Hektar und vielen Rebsorten einen Betrieb mit nur noch drei Rebsorten (Riesling, Weißburgunder, Spätburgunder) und zwölf Hektar gemacht. Alle Weine werden trocken ausgebaut. Mit einem Riesling unplugged sorgte er für positive und negative Schlagzeilen. Er nützte sie für sich und begab sich beispielsweise mit Künstlern (jeden Abend andere) auf eine Sieben-Tage-Tour durch deutsche Großstädte. Der Riesling unplugged spiegele einen Zeitgeist wider, erläuterte der Winzer. So etwas könne die Tradition nicht. Tesch ist mit dem Wein in allen fünf Kontinenten vertreten. Positive Bilder einer uralten Kulturlandschaft

Dirk Richter will mit seinen Weinen positive Bilder einer uralten Kulturlandschaft vermitteln. Und einen Kontrast zu den Industrieweinen aus Übersee bilden. "Es wird auch in Zukunft auf den Exportmärkten genügend Konsumenten geben, die den klassischen deutschen Wein, in erster Linie den Riesling, zu schätzen und verstehen wissen. Wer sich darauf einstellt, macht gute Geschäfte", ist er sich sicher. Bernd Wechsler, Leiter des Kompetenzzentrums Weinmarkt & Weinmarkteing Rheinland-Pfalz, sieht sehr gute Perspektiven für rheinland-pfälzischen Wein, wenn er sich zum Beispiel durch eine emotionale Kommunikation der eigenen Stärke von anderen Rebensäften abhebt. "Hinter dem Produkt Wein stehen viele interessante und einmalige Geschichten", sagte er. fcg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort