Einzigartiges Erbe

In einem Privathaus in Neumagen-Dhron kann am Tag des Offenen Denkmals das einzige noch erhaltene Stück der römischen Kastellmauer aus konstantinischer Zeit bewundert werden.

 Vor dem einzigen noch erhaltenen Stück der römischen Kastellmauer von Neumagen-Dhron genießt Familie Lauterbach den jungen Wein. Im Bild: Werner Lauterbach (rechts) mit seinem Vater Erwin und Sohn Luis sowie gegenüber Schwiegervater Richard Mettler, Ehefrau Susanne und Tochter Jule, dahinter Gästeführer Joachim Fischer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Vor dem einzigen noch erhaltenen Stück der römischen Kastellmauer von Neumagen-Dhron genießt Familie Lauterbach den jungen Wein. Im Bild: Werner Lauterbach (rechts) mit seinem Vater Erwin und Sohn Luis sowie gegenüber Schwiegervater Richard Mettler, Ehefrau Susanne und Tochter Jule, dahinter Gästeführer Joachim Fischer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. Am Tag des offenen Denkmals kann Neumagen-Dhron mit einer außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit aufwarten. Denn im Hause Lauterbach in der Spielesgasse 12 ist das einzige noch erhaltene römische Mauerstück des antiken Kastells "Noviomagus" zu sehen. Auf einer Fläche von etwa 15 Quadratmetern können Interessierte die damalige Baukunst bewundern. Das Fischgrätmuster des Schiefermauerwerks ist eingebettet in weißen Kalkputz mit Moselkies. Als Bindemittel sei gebrannter Ton verwendet worden, erklärt Werner Lauterbach, der Jungwinzer des Hauses. Durch das Vermischen des Mörtels mit gemörserten Ziegelsteinen ist es laut Gästeführer Joachim Fischer gelungen, dem Kalksandgemisch mehr Festigkeit zu geben.Fischer hat als "Kulturführer auf den Spuren der Römer" die genauen Ausmaße der damaligen Anlage im Kopf. Das Kastell habe sich über eine Fläche von 1,28 Hektar erstreckt und sei von einer vier Meter breiten Mauer umgeben gewesen. Die Nord-Süd-Mauern seien 101 Meter lang gewesen, die Ost-West-Mauern 133 Meter. Pro Zentner Sandstein zahlte das Museum eine Mark

Dass von diesem beeindruckenden Bauwerk nur noch das eine Mauerstück erhalten ist sowie die Überreste eines benachbarten Turmes, ist schwer vorstellbar. Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte es laut Fischer eifrige Ausgrabungen in den Neumagener Privathäusern gegeben. Auslöser war ein Angebot des damaligen Trie rer Provinzialmuseums, das von der Kastellanlage aus konstantinischer Zeit wusste. Das Museum stellte den Hauseigentümern pro Zentner behauener Sandsteine eine Mark in Aussicht. Denn in der Kastellmauer war auf Geheiß von Kaiser Konstantin interessantes Baumaterial wie etwa alte Grabdenkmäler verbaut worden. Die Initiative des Museums beförderte laut Fischer rund 1000 Zentner Steine ans Tageslicht. Viele davon wurden gerade mal einen halben Meter unter der Eroberfläche ausgebuddelt.Warum das Stückchen Mauer im Hause Lauterbach damals verschont blieb, weiß heute keiner mehr zu sagen. Denn die Großeltern der heutigen Bewohner waren sich sehr wohl bewusst, dass es sich bei dieser um ein Erbe aus römischer Zeit handelt. Allerdings war die Einstellung zu einem solchen Kulturgut bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine völlig andere. "Mein Großvater hat die Mauer noch um 80 Zentimeter dünner gemacht", weiß auch Seniorchef Erwin Lauterbach von der ursprünglichen Mauerdicke von vier Metern. Er hätte damals schlicht und ergreifend mehr Raum gewinnen wollen. Auch Juniorchef Werner erinnert sich noch gut an den etwas anderen Umgang mit dem außergewöhnlichen Erbe: "Zu meiner Kinderzeit haben wir Fußball gegen die Mauer gespielt." Heute wird der noch verbliebene Rest dafür umso liebevoller in Ehren gehalten. Denn ohne ihn würde die Probierstube des Winzerbetriebes trotz der vielen Originalfundstücke wie römische Wasserrinnen oder Münzen nur halb so viel hermachen.Führungen durch den Ort wie auch zum Anwesen der Familie Lauterbach sind am Tag des offenen Denkmals (Sonntag, 9. September) geplant um 11 Uhr, 14 Uhr und 17 Uhr. Treffpunkt ist an der Tourist-Information im Ortsteil Neumagen.

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