"Eisch maachen matt"

NIEDERKAIL-MULBACH. Ein Kapellchen aus dem 18. Jahrhundert ist von etlichen Bürgern in ihrer Freizeit fachmännisch restauriert worden. Diese Eigeninitiative hat das beschädigte Kleinod zu neuem Leben erweckt.

Großes Lob von der Denkmalschutzbehörde. "Hier waren viele fachkundige Handwerker am Werk." Dorothea Kuhnen von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich und Brigitta Enders vom Landesdenkmalamt aus Mainz ziehen ein positives Fazit der Restaurierungsarbeiten. Durch einen Unfall war das Mulbacher Kapellchen vor zwei Jahren beschädigt worden - und hat dadurch auf sich aufmerksam gemacht. Vorher wusste kaum ein Fremder, dass es existiert. Denn beim Vorbeifahren auf der schmalen Landstraße zwischen Binsfeld und Niederkail, einer Nebenstrecke, fällt es nicht ins Auge. Das Kapellchen steht am Eingang des gerade einmal 20 Einwohner zählenden Niederkailer Ortsteils Mulbach. Ein Güllewagen hatte sich in die Eingangsfront gebohrt und das Kapellchen stark beschädigt. Jetzt erstrahlt es im wahrsten Sinne des Wortes in neuem und zudem fachgerechtem Glanz. Walter Valerius, Cheforganisator der Restaurierungsaktion, hat die Chronik der Wiederherstellung in einem fünf Seiten umfassenden Papier niedergeschrieben. Die Aktion hat Oskar Lautwein aus Niederkail ins Rollen gebracht. Bei einer Wirtshausrunde sprach er das Thema an. Theo Atzor aus Mulbach sagte spontan: "Wenn einer mit hilft, dann repariere ich das Kapellchen." Daraufhin Günter Heck: "Eisch maachen matt." Schließlich fanden sich zehn Männer aus Binsfeld, Niederkail und Mulbach zusammen, unter ihnen auch Robert Bayer, Helwin Schlösser, Jakob Born und Rainer Burbach, die alle mit anpackten. Grundlage der Restaurierungsarbeiten waren die Empfehlungen des Denkmalamts. Nach dem Aufbau des beschädigten Giebels wurde eine Drainage rund um das Kapellchen gelegt. Mit Freude stellten die Männer fest, wie im Innenraum nach und nach die Nässe zurückging. Es konnte verputzt und gestrichen werden. Zwischenzeitlich waren die Bodenplatten neu verlegt und die Fenster repariert worden. Die Pieta wurde generalüberholt. Mit einem Flaschenzug hoben Herward Faber, Alois Willems und Hans Hansen das drei Zentner schwere Sandsteinkunstwerk vom Altar ab. "Die Pieta war so schwer, irgendwann haben wir in der Luft gehangen." Weiter ging es mit der Reinigung der Heiligen Lucia, dem Anstrich der drei Bänke und vielem mehr. Am Schluss waren alle zufrieden. Nur einen Wermutstropfen gibt es: Die Denkmalbehörde hat festgestellt, dass das Eternit-Dach nicht zum Bau passt. Trotz knapper Kassen bietet das Denkmalamt finanzielle Unterstützung bei der Erneuerung der Dacheindeckung an. Lediglich 1713 Euro hat die Renovierung der Kapelle gekostet. Und die sind überwiegend gespendet worden von der Hofgemeinschaft Mulbach, der Eigentümerin des Kapellchens, Hans Burbach, dem Hotel Lamberty (Niederkail), dem Restaurant Weißenseifen (Binsfeld) und dem Musikverein Niederkail. Eine "Küsterin" für das frisch renovierte Kapellchen gibt es auch schon: Irmgard Eiden kümmert sich um Blumenschmuck und Reinigung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort