Emotional, ergreifend, tiefgründig

BENGEL. Mit einem Weihnachtskonzert des grandiosen Kammerorchesters "Sofioter Solisten" aus der Hauptstadt Bulgariens feierte der Musikkreis Springiersbach sein 25-jähriges Bestehen. Zahlreiche Zuhörer kamen in die barocke Kirche des Karmeliterklosters Springiersbach, um ein abwechslungsreiches Konzertprogramm von besonderer Qualität zu erleben.

Die Klosterkirche Springiersbach war komplett gefüllt, als Dirigent Plamen Djaurov, seines Zeichens auch bulgarischer Vize-Minister für Kultur, den festlichen Konzertabend mit Ottorino Resphigis (1879-1936) "Antique Dances" eröffnete. Dieses viersätzige Werk im Stile der italienischen Renaissance wird getragen durch den homogenen, geschlossenen Klangkörper der vortragenden Künstler. Im Konzert für Trompete Es-Dur entfachte dann Solo-Trompeter Nikolai Tschotchev ein Klangfarbenspiel der besonderen Art. Fröhlich und virtuos in Tempo und Dynamik interpretierte er das Werk von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), einst ein Schüler Mozarts und ein Freund Beethovens.Tänzerisch leicht, mit sprühender Spielfreude

Mit der wunderbaren St. Paul's Suite des Engländers Gustav Holst (1874-1934), der dieses Werk 1913 als Leiter der Londoner St. Paul's-Mädchenschule schuf, durchströmte im Finalsatz dann altenglische Folklore den Springiersbacher Kirchenraum. Melodien und rhythmische Einlagen, wie man sie von der Dudelsackmusik her kennt, wurden durch das gut aufgelegte Streicherensemble tänzerisch leicht und mit sprühender Spielfreude interpretiert. Die Aufführung der berühmten Mozart'schen "Kleinen Nachtmusik" brillierte mit keckem Unterton und einem frischen, warmen Klangbild. Beeindruckend, wie der Dirigent Plamen Djaurov mit seiner Gestik und Stabführung quasi Tonbilder in den Raum warf, und sein 14-köpfiges Ensemble zu musikalischen Spitzenleistungen inspirierte. Emotional ergreifend, tiefgründig und mit musikalischem Instinkt bestach die Sopranistin Wiebke Goetjes durch ihre Interpretation des "Ave Maria", einer Komposition des Florentiners Giulio Caccini (1545-1618). Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Hymne nach dem Psalm "Hör mein Bitten" fügte sich die Gesangssolistin mit ihrem rein intonierten Sopran hervorragend in das aufmerksame Kammerensemble ein. Antonio Vivaldis "Jahreszeiten" gehört zu den Höhepunkten italienischer Barockmusik. Das "Largo" aus dem dreisätzigen "Winter", herausragend solistisch interpretiert von Jordan Georgiew an der Violine, bestach durch seine besondere musikalische Noblesse und Innigkeit. Mit lang anhaltendem Beifall bedankte sich das begeisterte Publikum für ein herausragendes Konzerterlebnis und verließ erst nach einer Zugabe das Gotteshaus. Der Musikkreis Springiersbach und seine treuen Anhänger dürfen sich hoffentlich weitere 25 Jahre auf eine musikalische Partnerschaft mit dem Kammerorchester aus Sofia freuen.

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