Ende des Grabenkriegs

ZELL. Die Mitglieder der Raiffeisenbank Zeller Land haben Aufsichtsrat und Vorstand mit großer Mehrheit ihr Vertrauen ausgesprochen. Gescheitert ist der Antrag von Bankkritikern auf Abberufung des Aufsichtsratsvorsitzenden Matthias Müller.

Im Normalfall sind der Geschäftsbericht und die Verwendung des Jahresüberschusses die wichtigsten Themen der Generalversammlung einer Genossenschaftsbank. Doch "normal" war in den vergangenen Jahren bei der Raffeisenbank Zeller Land vieles nicht. Zwei Mal lehnten die Mitglieder eine von Vorstand und Aufsichtsrat gewünschte Fusion mit der Raiffeisenbank Bernkastel-Wittlich ab, die Bank stritt sich vor Gericht mit einem Mitglied, zuletzt wurden gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Matthias Müller (Bullay) von der "Interessengemeinschaft für den Erhalt der Raiffeisenbank Zeller Land" Vorwürfe erhoben; er sei für das Amt ungeeignet. Jetzt wollten die Kritiker, die (mit Erfolg) gegen die Fusionspläne gestritten hatten, Müller aus seinem Amt drängen. Doch diesmal machten die Mitglieder nicht mit. 752 von ihnen waren in die Zeller Sporthalle gekommen, sie verfügten aufgrund von Vollmachten über insgesamt 1490 Stimmen. Große Mehrheit in geheimer Abstimmung

Deutlich sprachen sie in einer von Vorstand und Aufsichtsrat gewünschten geheimen Abstimmung Müller ihr Vertrauen aus. Für Müllers Abberufung votierten 388, dagegen waren 1025, Enthaltungen gab es 39. Auch Vorstand und der Gesamt-Aufsichtsrat wurden mit großer Mehrheit entlastet. Über drei Viertel der Mitglieder sprachen, ebenfalls in geheimer Abstimmung, den Bankgremien ihr Vertrauen aus. Dass es auch diesmal wieder heiße Diskussionen zwischen Bankkritikern und Bank-Fürsprechern geben würde, wurde spätestens deutlich, als auf Antrag eines Mitgliedes die Redezeit auf drei Minuten begrenzt wurde. Hans-Joachim Mons aus Bullay und Petra Becker aus Blankenrath sahen darin eine Benachteiligung, mussten sich aber der von der Versammlung beschlossenen Vorgabe fügen. Gegen 22 Uhr rief der Versammlungsleiter den von allen mit Spannung erwarteten Tagesordnungspunkt "Antrag auf Abberufung von Matthias Müller als Mitglied des Aufsichtsrates" auf. Die Antragsteller Mons und Becker erläuterten ihre Gründe (siehe auch TV vom 22. Juni), sahen sich aber anschließend selbst heftigster Kritik ausgesetzt. Es gehe ihnen nicht um die Sache, sondern um einen Personenkrieg, sagte Willi Schier aus Bullay. Leo Zimmer aus Altlay vermutet Nachbarschaftsstreitigkeiten zwischen Müller und Mons, die beide in Bullay Haus an Haus wohnen. Georg Wohlleben aus Zell kritisierte scharf, dass die Konflikte in der Öffentlichkeit ausgetragen würden. Clemens Hauröder sagte, bestimmte Genossen versuchten, die Raiffeisenbank als Plattform zu benutzen, um persönliche Dinge auszutragen. Schließlich ergriff auch der Zeller Verbandsgemeindebürgermeister Karl-Heinz Simon das Wort. Er stellte sich hinter Müller und forderte dazu auf, nur in der Sache und nicht um Personen zu streiten. Müller, nach dem deutlichen Vertrauensbeweis sichtlich erleichtert, sagte, die vergangenen Wochen seien für ihn nicht einfach gewesen. Sogar seine Familie sei in den Streit hineingezogen worden. Wegen der emotionsgeladenen Personaldebatte gingen die Erläuterungen zum Geschäftsbericht 2004 etwas unter. Die Vorstände Peter-Josef Götten und Walter Hoff berichteten von einer "positiven Entwicklung in einem unverändert schwierigen wirtschaftlichen Umfeld". Die Bilanzsumme konnte um ein Prozent auf 189 Millionen Euro gesteigert werden. Dies sei vor allem auf den Zuwachs bei den Kundeneinlagen zurückzuführen. Das Kreditgeschäft ging 2004 um zwei Prozent auf 129,1 Millionen Euro zurück. Der Jahresgewinn in Höhe von 248 000 Euro wird wie folgt verwendet: Die Mitglieder erhalten eine Dividende von 5,5 Prozent, 70 000 Euro sind für die gesetzlichen Rücklagen vorgesehen, 75 000 Euro für andere Ergebnisrücklagen. Abschließend standen Wahlen zum Aufsichtsrat an: Wiedergewählt wurden Helmut Gietz aus St. Aldegund und Raimund Wolfs aus Liesenich. Neu im Aufsichtsrat ist Bankmitarbeiter Siegfried Wilhelms aus Peterswald-Löffelscheid.

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