Endlich frei!

Hanne Scherf, geboren 1932, Trierer Straße 3, 54317 Osburg

Ich erlebte das Kriegsende in Wittlich. Am 8. März 1945 rückten die amerikanischen Soldaten mit Panzern, Kanonen, Fahrzeugen und Pionieren in Wittlich ein. Deutsche Soldaten waren verschwunden. Die amerikanischen Soldaten schlichen mit "Gewehr im Anschlag" vorsichtig durch die Straßen. Sie öffneten das von den Nazis eingerichtete politische Straflager im Hahnenweg (am Ende der Straße). Die Häftlinge wurden freigelassen, die Bewacher waren verschwunden! Meine Familie und alle Bewohner der Felsen-Schutz-Höhle (die unser Zufluchtsort vor Bomben war) mussten einzeln vorbei an den auf sie gerichteten Gewehren der amerikanischen Soldaten die Höhle verlassen. Wir Kinder rannten raus in die Freiheit. Wir schrieen, kugelten uns vor Freude, wir waren frei! Niemand beachtete uns: Ich rannte sofort los, um alles zu erkunden. Schwarze Soldaten verteilten Süßigkeiten. Es gab Plünderungen von deutschen Bürgern und den früheren Häftlingen, keine Polizei, aber keine gefährlichen Situation. Die große Sorge meiner Familie galt Onkel Hanni, der 1939 gegen den Krieg, gegen die Verfolgung der Juden in seinem Stammlokal öffentlich protestierte, sofort von "einem Freund" denunziert und von der Gestapo abgeführt, verhaftet und nach Sachsenhausen ins Konzentrationslager gebracht wurde. Es gab keine Benachrichtigung an seine Familie, alle Suchdienste, Bittgesuche ohne Erfolg! Er blieb verschollen bis zur Befreiung durch die Russen. Er kam - teilweise zu Fuß - nach Hause zurück. Er hatte auch den Todesmarsch nach Schwerin überlebt. Erleichterung, Trauer, Neuanfang, ein Nie-Vergessen an alle Opfer dieser Zeit. Zeitzeugin Hanne Scherf-Elsen, geboren 1932, wohnt heute in Osburg. Sie hat das Ende des Zweiten Weltkriegs in Wittlich erlebt.

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