Entspannung hilft bei Schmerzen

BERNKASTEL-KUES. (red) Wenn das innere Gleichgewicht nicht mehr stimmt, kann es zu psychosomatischen Krankheiten kommen. Hilfe bietet unter anderem das so genannte Bio-Feedback.

Seit einem Jahr besteht am Cusanus Krankenhaus in Bernkastel-Kues der Bereich Psychosomatik. Dr. Joachim Faude, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Allgemeinmedizin und spezielle Schmerztherapie, erläuterte bei einem Patiententag den Aufbau und die Zielsetzungen der zwölf Betten umfassenden Behandlungseinheit, die der Abteilung für Innere Medizin angehört. Faude: "Unbewusste Störungen des inneren Gleichgewichtes tragen oft zu ernsten körperlichen Krankheiten oder auch einem erschwerten Krankheitsverlauf bei." Bei Betroffenen werden daher im Sinne einer ganzheitlichen Medizin sowohl die körperlichen Symptome als auch die seelischen Ursachen der Beschwerden diagnostiziert und behandelt. Entsprechende Krankheitsbilder können sehr unterschiedlich sein: zum Beispiel Stress-Syndrome, starke Depressionen, Essstörungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Asthma. Ein interdisziplinäres Team aus Fachärzten für Innere und Psychotherapeutische Medizin, Psychologen, Psychotherapeuten und qualifiziertem Pflegepersonal versucht, die Beschwerden zu lindern und den Ursachen der Krankheit auf die Spur zu kommen. Ein Baustein der Psychosomatik wurde live demonstriert: das Bio-Feedback. Diplom-Psychologin Doris Neumann-Klas erläuterte dieses Verfahren, das durch die Messung von Muskelspannung, Hautleitwert, Atem- oder Pulsfrequenz die Diagnostik unterstützt. Innere Anspannung, Aufregung und Angst drücken sich auch durch Veränderungen der Muskelspannung oder der Atmung aus. Oft werden ständige Schmerzen im Kopf- und Nackenbereich durch zu viel innere Anspannung ausgelöst. Rechtzeitige Therapie erhöht Heilungschancen

Ein Besucher stellte sich als Versuchskandidat zur Verfügung und wurde an das computergestützte Messprogramm angeschlossen. Seine Aufregung vor Publikum zeigte sich auch am Bildschirm: eine etwas erhöhte Atemfrequenz und eine größere Anspannung der Muskeln des Nackenbereiches im Vergleich zu den individuellen Normalwerten, die vom Computer ebenfalls berechnet werden. Neumann-Klas: "Hier kann ein Patient erkennen, wie hoch sein innerlicher Spannungszustand tatsächlich ist - auch wenn er sich selbst vielleicht als relativ entspannt eingeschätzt hätte." Der zweite Schritt - das bewusste Erlernen von Entspannungsmöglichkeiten - begann mit leiser Musik. Der "Patient" wählte sich aus Bildschirmhintergründen einen schönen Meeresstrand und versuchte, langsamer zu atmen - wie es die Normalkurve ihm vorgab. Nach ein paar Minuten erreichte er fast die vorgegebene Optimalkurve. Dr. Michael Zimmer, Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Verbundkrankenhaus, betreut die ambulante oder stationäre Schmerztherapie für starke, oft chronische Schmerzpatienten seit einem Jahr. Seine Patienten leiden zum großen Teil unter starken Rückenschmerzen. Bei nur fünf Prozent ist ein Bandscheibenvorfall die Ursache. "Je eher eine Schmerztherapie beginnt, um so größer sind die Chancen, chronische Schmerzen zu vermeiden", berichtete der Mediziner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort