Erfolgreiche Schnapsidee

ENKIRCH. Seit drei Jahren gibt es in Enkirch das Schnapsmuseum. Ilka Sandig-Junglas und Jan Junglas haben seitdem schon rund 40 000 Besucher begrüßt. Das Konzept kommt an, ein zweites Schnapsmuseum haben die beiden in Kattenes an der Untermosel eröffnet.

Auf den ersten Blick könnte es eine Schnapsidee sein: Ein Museum mit alten Gerätschaften, die man zum Destillieren braucht, einrichten, vor Ort dem Kunden die traditionelle Schnaps- und Likörherstellung demonstrieren, Likörverkostung im Museum und schließlich die edlen Produkte verkaufen. Doch das Konzept war von Anfang an wohl durchdacht. Jan Junglas und Ilka Sandig- Junglas hatten sich vor drei Jahren, als sie in Enkirch das Schnapsmuseum eröffneten, genau überlegt, auf was sie sich da einließen. Jan Junglas arbeitete zuvor in einer Likörmanufaktur, ist also Experte auf dem Gebiet der Likörherstellung.Eintreten in eine fast vergessene Welt

Dass er mit den Billiglikören aus dem Supermarkt preislich nicht mithalten kann, war ihm bewusst. Seine Philosophie, die er übrigens von seinem Großvater Anton übernahm: "Man macht etwas Vernünftiges, was schmeckt, lässt die Leute vor Ort probieren, und der Rest ergibt sich dann von allein." Wenn die Besucher das Schnapsmuseum betreten, öffnet sich ihnen eine fast vergessene Welt, die man nicht mehr so gerne verlässt. Da winden sich Kupferröhren aus einem kugelförmigen Kessel, da stehen, fein säuberlich aufgereiht, Glaszylinder auf einem Tisch, und da schimmert der hochprozentige Inhalt unzähliger Glasballons in vielen Farben. Was Jan Junglas besonders freut, ist, dass sich bereits viele Einheimische das Schnapsmuseum angeschaut haben. Besonders interessiert dabei eine noch funktionierende Destillieranlage aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. "Wir wollten ein belebtes Museum schaffen", sagt Junglas. Der Besucher kann bei der Likörherstellung dabei sein, wenn das edle Getränk gefüllt oder filtriert wird. Dabei kommen alte Gerätschaften wie Fallfüller oder Handverkorker zum Einsatz. Inzwischen umfasst das Enkircher Museum weit über 1000 Exponate, und Junglas ist ständig auf der Suche nach interessanten Stücken. Im nächsten Jahr will er im Keller des Museums eine komplette Verschlussbrennerei aufbauen, die bis dato in einem Betrieb nahe Koblenz stand. Außerdem bereitet er derzeit eine kleine Kräuterdestille aus dem Jahr 1885 als Ausstellungsstück vor. Inzwischen hat Junglas über das Museum zahlreiche Kunden gewonnen. Seine Spezialität sind ausgefallene Liköre, die man im Supermarkt kaum findet. Sogar ein Senf- und ein Rosenlikör, dessen Rezeptur aus dem 17. Jahrhundert stammt, können verkostet und natürlich auch gekauft werden. Dabei geht Junglas ganz traditionell vor. Er besorgt sich die Grundsubstanzen (getrocknete natürliche Pflanzenteile) bei Händlern, die diese Substanzen verkaufen. Dann kommt es darauf an, die Früchte in ihre Einzelteile zu filetieren. Die getrockneten Blüten, die Wurzeln, die Blätter und Stengel werden einzeln in einer Wasser-Alkoholmischung angesetzt. Dieses "Mazerat" wird dann dem mit dem Fruchtsaft und Zucker vermischten Brand zugesetzt. In der Industrie werden in der Regel Aroma-Konzentrate verwendet; deshalb können diese Produkte wesentlich günstiger angeboten werden. Das Schnapsmuseum Enkirch ist ganzjährig, Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 18 Uhr, geöffnet.

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