Erinnerung an zwei stille Künstler

TRABEN-TRARBACH. Ernst und Lene Havenstein waren zwei Künstler, die in aller Stille gemalt und gezeichnet haben. In vielen Jahrzehnten hat das Ehepaar unzählige bewundernswerte Kunstwerke geschaffen. Der Bausendorfer Heimatkundler und Buchautor Gerd Bayer hat ihnen nun mit dem Buch "Ernst und Lene Havenstein – Leben und Schaffen des Traben-Trarbacher Künstlerehepaares" ein würdiges Denkmal gesetzt.

Die rund 80 Zuhörer waren mucksmäuschenstill. Die Bilder, die Gerd Bayer am Dienstagabend in einer Diaschau im Sitzungssaal des Stadthauses Alter Bahnhof zeigte, waren beeindruckend, und die Erläuterungen und kleinen Geschichten, die der Buchautor dazu erzählte, regten zum Nachdenken an. Man merkte Gerd Bayer an, dass er dieses Buch mit viel Liebe geschrieben hat und dass er allergrößten Respekt für das künstlerische Schaffen von Ernst und Lene Havenstein empfindet. Die meisten der Besucher haben die beiden Künstler noch gekannt. Ernst Havenstein, der viele Jahre am Traben-Trarbacher Gymnasium Kunst und Biologie unterrichtete, starb 1997, die hochbetagte Lene Havenstein lebt heute in einem Altersheim. "Das Ehepaar Ernst und Lene Havenstein hat über Jahrzehnte in aller Stille gemalt und gezeichnet. Viele Techniken wurden eingeübt, einige bis zur Perfektion gebracht", schreibt Bayer auf der Rückseite des wunderschön gestalteten Buches. Das Buch beinhaltet 315 Farb- und 35 Schwarzweiß-Abbildungen, die Bayer mit viel Fachkenntnis erklärte und interpretierte. Bayer: "Das Buch ist in gewisser Weise auch eine Biografie, um die sich 350 Bilder schlängeln." Abgründiges und mädchenhafter Stolz

Die Bilder und Zeichnungen von Ernst Havenstein sind thematisch äußerst vielfältig. Sie zeigen die Lebensstationen des 1911 in Köln geborenen Künstlers. Bilder, die er während der Studentenzeit, im Krieg oder später in seiner Heimatstadt Traben-Trarbach malte. Beeindruckend sind die Motive vom Krieg in Russland, Bilder voller "wahnsinnigem" Realismus (Bayer), die das Grauen zeigen. Und dann gibt es Bilder voller Poesie, wunderschöne Landschaftsmotive, Stadtansichten, Stillleben, auch subtile Zeichnungen von Märchenmotiven. Bayer widmet "Havensteins Märchenwelt" ganze 30 Seiten. Opernstoffe hat Havenstein in Bilder umgesetzt, ebenso "Abgründiges", das, so Bayer, regelrecht kafkaesk wirkt - Motive bedrohlicher Situationen von düsterer Komik bis Tragik. Lene Havenstein setzte, so Bayer, in ihrem Werk andere Schwerpunkte. Sie malte "gefühlte Natur", erläuterte der Autor und präsentierte Bilder von Wiesenblumen, Wildkräutern und Heilkräutern - und eine Reihe von Selbstporträts, die sie fast immer mit einem strengen, fast prüfenden Gesichtsausdruck zeigten. Bayer: "Ihre Stärke lag in feinen Pastellporträts, besonders bei Kinderbildern. Sehr beeindruckend ist ihr "Selbstbildnis mit Strohhut", entstanden Mitte der 40er-Jahre. Bayer schreibt: "Das Porträt zeigt die Weltsicht einer jungen, unerfahrenen Frau, mädchenhaft stolz und leicht verletzlich." Und schließlich sollte das Bildertagebuch von Ernst Havenstein nicht unerwähnt bleiben. Über zwölf Jahre, von 1935 bis 1947, hat er etwa 700 Sequenzen gezeichnet. Es zeigt in Hunderten von Bildern die junge Liebe des Künstlerehepaares bis zur Geburt ihrer Tochter Juliane. Das Buch "Ernst und Lene Havenstein - Leben und Schaffen des Traben-Trarbacher Künstlerehepaares" ist erhältlich bei der Buchhandlung Balmer und der Galerie Zimmer, beide in Traben-Trarbach, und kann in jeder anderen Buchhandlung bestellt werden, ISBN: 3-89801-314-6. Das Buch kostet 35 Euro.

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