Erinnerung ist ein langer und schwerer Weg

Rund 180 Menschen nahmen gestern an der ökumenischen Andacht zum Gedenken an die jüdischen Bürger der Stadt und der anschließenden Erinnerungsfeier am Mittelmosel-Museum teil. Gleichzeitig wurde die Ausstellung "Jüdisches Leben in Traben-Trarbach" eröffnet.

Traben-Trarbach. Es war eine bewegende Andacht gestern in der katholischen Kirche in Trarbach. Sie galt dem Gedenken an die ermordeten und verfolgten jüdischen Bürger der Stadt - an junge und alte Menschen, Männer, Frauen und Kinder, die bis zur Machtergreifung der Nazis friedlich und geachtet mit den Menschen anderen Glaubens in Traben-Trarbach zusammenlebten und schließlich dem Rassenwahn zum Opfer fielen. Die Andacht, geleitet von Pastoralreferentin Patricia Alt von der katholischen Kirchengemeinde und dem evangelischen Pfarrer Jörg Walter Henrich, war Teil des Gedenkens an die jüdischen Bürger der Stadt. Ohne Worte, nur begleitet von melancholisch-düsteren Orgelklängen, sahen die Gottesdienstbesucher an eine Wand geworfene Dias, die an das unfassbare Schicksal erinnerten, welches die Juden erleiden mussten. Fotos, die die schleichende Entrechtung dokumentierten, brennende Synagogen zeigten, halbverhungerte Menschen und schließlich die Verbrennungsöfen des Vernichtungslagers Auschwitz. Pfarrer Henrich stellte die Fragen, die kaum zu beantworten sind: Wie konnte das geschehen? Wie konnte Gott das zulassen? Kann man nach Auschwitz noch glauben? Henrich zitierte den jüdischen Philosophen Hans Jonas, der nach Auschwitz den Mythos eines werdenden Gottes entwarf, eines Gottes, der sich um die Welt sorgt, stets gütig bleibt, doch selbst auf den Weltlauf keinen Einfluss nimmt. Menschen können verzeihen und sich versöhnen. An Martin Schmitz gerichtet, der mit seiner Ehefrau Carola an dem Gottesdienst, der anschließenden Gedenkstunde am Museum und an der Ausstellungseröffnung teilnahm, sagte Henrich: "Durch ihr Dasein reichen Sie uns die Hand."Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus stellte ebenfalls die Themen Versöhnung und Erinnerung in den Mittelpunkt ihrer Ansprache. Zu Martin Schmitz sagte sie: "Sie können ohne Hass zurückblicken, und wo Hass überwunden ist, ist Versöhnung möglich." Die Ausstellung im Mittelmosel-Museum, zusammengestellt von Museumsleiter Christof Krieger, unterstützt von Hans Schneiß, dokumentiert eindrucksvoll das Leben der Traben-Trarbacher Juden in den 20er und 30er Jahren. Die meisten wurden ermordet, einige konnten fliehen, einige überlebten das Grauen. Gedenktafel und Ausstellung halten die Erinnerung an sie wach.

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