Erinnerungen aus der Zeit im Wald

EISENSCHMITT. (ger) Ziemlich genau an der Stelle, an der die Kreise Daun, Bitburg-Prüm und Bernkastel-Wittlich zusammentreffen, fließt die Salm durch den Wald nördlich von Himmerod und Eisenschmitt. Hier lag die ehemalige Corneshütte. Noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohnten dort zwei Familien mitten im Wald.

Der Salmwald zwischen Eisenschmitt (Bernkastel-Wittlich), Oberkail (Bitburg-Prüm) und Meisburg (Daun), in dem heute Wanderer zu allen Jahreszeiten ungestört die üppige Vegetation genießen, war ein halbes Jahrtausend lang von geschäftigem Leben und Treiben gekennzeichnet. Eisenhütten ließen vom 14. bis zum 19. Jahrhundert nichts von Ruhe spüren. Dies wiederum bedingte die Ansiedlung von Hüttenarbeitern und damit nicht nur die Gründung eines Dorfes, nämlich Eisenschmitt (Ersterwähnung 1372), sondern auch die Schaffung von Wohnraum im Salmwald. So lange, bis das Wohnen im dann wieder einsam gewordenen Wald nicht mehr lohnte und zur Mühe wurde. Corneshütte war der Ort, der am längsten bewohnt war. Vor 45 Jahren, im Juni 1958, zogen Christoph und Anni Engler, mit die letzten Bewohner aus Corneshütte weg. In Eisenschmitt haben sie sich ein Haus gebaut. "Wir wollten nicht, dass unsere Kinder den vier Kilometer weiten Fußweg zur Schule nach Eisenschmitt durch den Wald gehen mussten. Außerdem war das Haus nicht unser Eigentum. Die Corneshütte hätte sich zur Anlage eines Ausflugslokals angeboten. Aber dies wollte der Eigentümer nicht. Ihm war es wichtig, die Ruhe des Waldes zu erhalten." Kaum vier Wochen später verließen die Bewohner des zweiten Hauses, Heinrich und Elisabeth Polich, die Corneshütte. "Es ist uns zu einsam geworden hier im Wald", sagten sie. Damit war die Hütte nach 250 Jahren erstmals und zugleich endgültig unbewohnt. Die Gebäude wurden abgerissen. Heute erinnert nichts mehr an den Wohnplatz im Wald. Die Corneshütte, ursprünglich ein Eisenwerk, lag unweit des Blauen Pfades, einem Wanderweg von der Kyll über die Salm bis an die Lieser. Das Werk war als Karlshütte um 1700 durch Graf Karl Franz Ludwig von Manderscheid-Kail gegründet worden. Wenige Jahre später machte sich ein Pächter auf der Hütte im Salmwald ansässig, dessen Namen das Werk annehmen sollte - Franz Cornesse.Irgendwann wurde es zu einsam

1808 bestand Corneshütte aus einer Mühle mit drei weiteren Gebäudeteilen sowie zwei Ställen für Pferde, Rinder und Schweine. 1851 wohnten 26 Menschen auf der Corneshütte. Das Mühlrad lieferte noch Mitte des 20. Jahrhunderts die Energie zum Betrieb einer Säge sowie den Haushaltsstrom. Die zwei Häuser dienten fortan als Wohnhäuser. 1927 waren es zwei Familien mit acht Einwohnern. Beide Familien zogen 1958 nach Eisenschmitt. Und sie nahmen Erinnerungen aus ihrer Zeit im Wald mit. So bat in den 30er Jahren ein Wanderer um eine Wegzehrung. Das war nichts Ungewöhnliches. Anni Engler servierte dem Wandersmann eine kräftige Brotzeit. Dieser schwärmte von der schönen Eifel, dankte, zahlte und setzte seinen Weg fort. Wenige Wochen später traf eine Postkarte in Corneshütte ein. Absender: Paul Hindemith aus Berlin, weltbekannter Komponist und Dirigent.

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