Ernte-Dank

"Gott sei Dank oder Dank sei Gott", so sagen wir häufig, wenn eine unerwartete oder brenzlige Situation in unserem Leben gut ausgeht. Rund um das Entedankfest hören wir diesen Spruch öfter. Gott danken für die Ernte in diesem Jahr, danken für das, was wir sind und haben.

Unser Dank drückt sich sichtbar in den Erntedankumzügen in unserer Umgebung und in den liebevoll gestalteten Erntedankteppichen und -tischen in den Gottesdiensten aus. Doch wie steht es tatsächlich mit unserem Danken? Können wir in einer Zeit der hohen Arbeitslosigkeit, der Naturkatastrophen und Kriege noch dankbar auf das von Gott geschenkte Leben schauen? Sprachlosigkeit und Resignation macht sich doch eher breit, zumindest bei den Menschen, die hautnah davon betroffen sind. Wie etwa die Menschen der Tsunami-Flutkatastrophe in Asien, der Erdbeben in Italien oder der Hurrikans Katrina und Rita in New Orleans. Oder: Hier in unserer Region allein die mehr als 1000 Jugendlichen, die noch immer eine Lehrstelle suchen. Ernte-Dank: Nicht nur das Schöne, sondern auch das Schreckliche im Leben des Menschen gehört zur Ernte. Von daher bekommt das Erntedankfest noch einen anderen Stellenwert als nur das Danke-Sagen. Es verweist uns auf das ständige Angewiesen sein von Mensch und Natur und lenkt damit den Blick auf Gottes Schöpfung. Dabei kommt es viel stärker darauf an, den Menschen in ihrer ganz konkreten Lebenssituation beizustehen. Sie zu unterstützen und ihnen zu helfen mit Spenden, guten Worten und durch das Gebet. Und: Dankbar zu sein für die vielen Kleinigkeiten, die unser Leben reicher und erfüllter machen. Dann fällt es uns auch leichter, ein echtes Danke über unsere Lippen zu bringen. Vielleicht gelingt es uns dann, bereits am Morgen zu beten: "Gott, ich danke dir, dass ich bin und dass du bist und dass mein Leben - egal, was heute geschieht - deshalb einen Sinn hat, einfach weil du da bist." Monika Hartmann, Pastoralreferentin im Dekanat Wittlich

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