Erst Urlaub, dann Hochzeit

MINHEIM. Wer wie Jan und Wies Steenbergen seit 50 Jahren seinen Urlaub an der Mosel verbringt, den verbinden mitunter etwas innigere Bande mit seiner Wahlheimat als reine Urlaubsfreundschaften.

Für Jürgen Koenen sind seine Schwiegereltern wahre Urlaubs-Pioniere. "Wer hat denn vor 50 Jahren an Urlaub gedacht", ist er sich bewusst, dass diese Art der Freizeitgestaltung noch recht jung ist. Gästezimmer habe es noch keine gegeben, als sich Jan Steenbergen und Ehefrau Wies zum ersten Mal in Minheim aufhielten. Damals sei es schon "was exotisches" gewesen, dass da Leute nach Minheim kommen. "Die Winzer haben einfach die Wiese gemäht und gesagt, hier könnt ihr eure Zelte aufstellen", weiß der Wirt des Landgasthauses Zentralhof vom Erzählen. Denn an den Ufern der Mosel sei damals noch der reine Urwald gewesen - das reine Abenteuer, dort spielen zu dürfen.Der offene Umgang mit den ersten Urlaubern hallt bis heute nach. Wäre das Zelten schon damals so reglementiert gewesen wie heute, hätten sich der Minheimer und seine Frau Renate, eine Tochter des holländischen Urlauberpaares, wohl nie kennen gelernt. Ortsbürgermeister Hans-Werner Mertes, der bedauert, dass kürzlich Jugendlichen das Zelten an der Mosel verwehrt wurde, ist sich da sicher. Damals sei jedenfalls keine Wasserschutzpolizei unterwegs gewesen, um wilde Camper zu vertreiben. Also kamen Steenbergens immer wieder und brachten auch bald den Bruder von Wies, Louis Bayens, und dessen Frau Ans mit an die Mosel. Manches hat Wies Steenbergen noch wie heute vor Augen. So zum Beispiel, dass damals die Mosel noch nicht kanalisiert war und viele Straßen noch nicht befestigt. Und wenn Badetag war, sei das Wannenwasser einfach so ausgekippt worden: "Das lief dann so die Straße runter." Derlei Erlebnisse konnten die Wahl-Minheimerin Renate Koenen aber offensichtlich nicht schrecken. Sind es doch vor allem schöne Jugenderinnerungen, die sie mit dem früheren Minheim verbindet. Viele ihrer heutigen Gäste kennt sie wie ihren Mann von Kindesbeinen an. Doch als junge Frau zog es sie immer seltener an die Mosel. "Wir haben uns 20 Jahre nicht gesehen und dann bin ich wieder hierhin gekommen, und es hat Klick gemacht", erinnert sie sich an die entscheidende Begegnung mit ihrem heutigen Ehemann. Tante Ans half allerdings ein wenig nach, damit die beiden sich nicht wieder aus den Augen verloren. "Sie hat uns mal so ein bisschen Druck gemacht, weil wir so schüchtern waren", ist ihr die Nichte dafür alles andere als böse.

Ihre Schwiegermutter Maria Koenen, die seit 37 Jahren verwitwet ist, hat daher heute nicht nur einen Nachfolger für das lange allein betriebene Gasthaus, sondern mit Enkelin Steffi eine komplette Familie im Haus. Was sie als Mensch, der gerne lacht, natürlich besonders freut. Und mit den Schwiegereltern ihres Sohnes hat sie sich schon vor Jahren gut verstanden: "Wir haben immer tolle Abende hier verlebt, haben getanzt und Blödsinn gemacht", erzählt sie mit strahlendem Gesicht. Eine Anekdote ist ihr besonders gut in Erinnerung: Wenn die Schwester von Wies mit dem Fahrrad in der Wirtschaft ihre Runden drehte, ging es immer besonders lustig dort zu.

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