Erst die Arbeit, dann das Spiel

KINDERBEUERN. (peg) In Neubaugebieten leben vornehmlich junge Familien. Dass da auch ein Spielplatz Gebrauch finden würde, ist klar. In Kinderbeuern errichtet eine rührige Interessengemeinschaft gerade einen solchen Platz - und der wird besonders schön.

Samstag, 14 Uhr, auf einem Grundstück in der Nähe des Sport- und Schulzentrums: Rund 15 Arbeitswütige aller Altersklassen treiben unüberhörbar ihr Unwesen. Auf einem künstlich aufgeschütteten, steilen Hügel, gestützt von vielen Lagen Autoreifen, kniet Bernd Kuczinski. Wie montiert er jetzt wohl am gescheitesten die nächste Halterung in den Boden, überlegt er laut. Um ihn herum turnt der kleine Daniel. Eine Schubkarre Erde nach der anderen schafft er hinauf auf den Hügel. Die Erde dient der Befestigung der Reifen: Schließlich sollen hier demnächst dutzende Kinder ihre Tage verbringen, da muss der Hügel schon etwas aushalten. Über die Reifen kommt der Bürgermeister angeklettert. Gemeinsam mit Fritz Mittendorfer und Dietmar Schon findet Kuczinski eine praktikable Lösung für die Halterung. Dort, wo die Männer gerade arbeiten, werden ab morgen Kinder in die Rutschbahn steigen können.Die Arbeitskraft kommt von den Bewohnern

Doch es gibt noch mehr Geräte auf dem Spielplatz, den Mütter und Väter, Kinder und Großeltern in einer gewaltigen Eigeninitiative gemeinsam aufbauen. Die Helfer kommen alle aus dem Neubaugebiet Schulstraße/Macherpesch, das vor drei Jahren erst erschlossen wurde. In rasanter Geschwindigkeit entstanden hier Häuser, die fast ausschließlich junge Familien mit kleinen Kindern bewohnen. Ein Spielplatz musste her, und da der Gemeindesäckel von Kinderbeuern so leer ist wie überall sonst auch, gründeten die betroffenen Bürger eine Interessengemeinschaft. Das Material zahlt die Gemeinde, alle Arbeitskraft und Logistik kommt von den Bewohnern selbst. Vorsitzender der Interessengemeinschaft ist jener Bernd Kuczinski, der am Einstieg zur Rutsche arbeitet. Söhnchen Peter hat alles genau im Blick. Heute hilft er nicht so viel, heute beobachtet er lieber.Seilbahn, Schaukeln, Höhle und Sandkasten

"Viele von uns sind keine geborenen Kinderbeuerner", erzählt Denise Müller. "Man kennt sich ein bisschen und grüßt sich." Das gemeinsame Arbeiten ist für sie eine Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen. Ihr Mann René stellt gerade mit ein paar anderen das Gerüst für die Seilbahn auf: Ein ordentliches Gefälle wird sie später mal haben, und sicher ein respektables Tempo aufnehmen können. Ebenfalls am Seilbahngerüst macht sich Norbert Sausen zu schaffen. Der ist nicht einmal ein Großvater, legt sich für die Kinder trotzdem ins Zeug. Er wohnt nur einen Steinwurf weit vom Spielplatz entfernt: Klar, dass er die Knirpse später täglich hören wird. Erwin, in Kinderbeuern der Mann für alle Fälle, hat ebenfalls keine Kinder und hilft dennoch. Der hilft immer, wenn man Hilfe braucht, erzählen die anderen auf der Baustelle. Hier werden demnächst noch eine Weidenhöhle, eine Schaukel, eine Floßschaukel und ein großer Sandkasten entstehen - und eine Ecke mit duftenden Gewächsen. Damit der Spielplatz wie geplant im Sommer in Betrieb genommen werden kann, werden die Mitglieder der Interessengemeinschaft in Kürze an den Türen des Ortes klingeln und um finanzielle Unterstützung für ihr Projekt bitten. Daniels Mutter, die stellvertretende Vorsitzende Martina Braick, und ihre Mitstreiter bitten um eine möglichst rege Teilnahme. Mittendorfer: "Schließlich werden alle Kinder, die rechtsseitig des Alfbachs wohnen, diesen Spielplatz nutzen."

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